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Aufstand in Ungarn

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Trümmer. Vere<strong>in</strong>zelte sowjetische Panzerwagen fuhren rasselnd vorbei.Es waren die Reste des Kampfverbandes, der den VIII. Bezirk seit denfrühen Morgenstunden geräumt hatte und nun durch ungarische E<strong>in</strong>heitenersetzt werden sollte. Die Menschen nahmen ihre Hüte ab und drängtensich mitten im Straßengewühl um e<strong>in</strong>en Handwagen, auf dem sich e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>facher, hölzerner Sarg befand. E<strong>in</strong> we<strong>in</strong>endes älteres Ehepaar, derene<strong>in</strong>ziger Sohn bei den Straßenkämpfen <strong>in</strong> diesem Bezirk gefallen war,schob diesen Karren.An den Zeitungsständen wurden neue, unbekannte Zeitungenangeboten. Es waren knallig aufgemachte, zwei oder vier Seiten starkeBoulevardblätter. Ihre Artikel führten e<strong>in</strong>e aggressive Sprache: Siebrachen den Stab über den langweiligen, wankelmütigen und pathetischenImre Nagy und trieben ihn immer weiter nach rechts. Überall an denWänden und Fenstern der von den Kämpfen schwer mitgenommenenRákóczi út prangte die Parole: Russki haza – Russen, geht nach Hause.Das Mißtrauen gegenüber Radio Budapest dauerte an. Überall wurdenmit Schreibmasch<strong>in</strong>e geschriebene oder mit Kreide oder T<strong>in</strong>te gemalteFlugblätter verteilt; e<strong>in</strong>ige waren auf erbeutetem, fe<strong>in</strong>stem Papiergedruckt. Am Sitz der revolutionären Studenten und Intellektuellen <strong>in</strong> derUniversität tobten bewaffnete jugendliche herum. In der Druckereiklapperten die Vervielfältigungsapparate und spuckten die neuestenAppelle an das Regime heraus: »Imre Nagy soll sagen, wer diesowjetischen Truppen herbeigerufen hat!«Ë Auf e<strong>in</strong>em Wandplakat hießes: »Ungarische Patrioten! Die Regierung hat uns wieder verraten, dieSowjettruppen ziehen nur aus Budapest ab. Wir trauen der RegierungNagy nicht mehr!« Auf den Wandkritzeleien kam e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigeRechtsneigung zum Ausdruck: »Ruft den Streik aus!« – »Wir brauchenke<strong>in</strong>en Kommunismus.« – »Freiheit für M<strong>in</strong>dszenty!« – »Freie Wahlen«und, durchaus zutreffend: »Wir brauchen ke<strong>in</strong>e Arbeiterräte – dieKommunisten haben ihre F<strong>in</strong>ger dr<strong>in</strong>!«Um 8 Uhr früh hörte schließlich auch der Kampf bei der Kilián-Kaserne auf. John MacCormac fuhr e<strong>in</strong>e Stunde später h<strong>in</strong>über, um sichden Kampfplatz anzusehen. Die Zerstörungen waren schlimmer als alles,538

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