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Aufstand in Ungarn

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Sztal<strong>in</strong> szobrát vigye haza! [Sowjetarmee, geh nach Hause und nimm dasStal<strong>in</strong>-Denkmal mit!] und Vesszen Gerö! [Verschw<strong>in</strong>de, Gerö!] und Forróvizet a kopaszra Rákosi! [Gießt kochendes Wasser über den Kahlkopf!]und Magyar kormányt akarunk, Nagy Imrére szavazunk! [Wir wollen e<strong>in</strong>eungarische Regierung, wählt Imre Nagy!] Als die Dunkelheit here<strong>in</strong>bricht,halten draußen e<strong>in</strong>ige Demonstranten Bilder von Imre Nagy <strong>in</strong> die Höhe.Aber es ist der legendäre Imre Nagy – Nagy, der Furchtlose –, den siewollen. Und der Nagy, der sich niedergelegt hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Villa undfröhlich mit der Witwe e<strong>in</strong>es Außenm<strong>in</strong>isters Tee tr<strong>in</strong>kt, ist noch derältliche, bummelnde Theoretiker, der weiche Pedant, der diszipl<strong>in</strong>ierte undloyale Parteimann, der schon früher versucht hat, das Los dieses Landesals sowjetischer Satellit zu erleichtern. Wird er diesmal erfolgreicher se<strong>in</strong>?Die restlichen Geschäfte und Büros s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen geschlossen.50.000 Menschen stehen gedrängt auf dem Platz, der sich unterhalb desschwarz-grauen Parlamentsgebäudes erstreckt. Straßenbahnen stehen <strong>in</strong>Reihen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander, führerlos und leer. Auch die anderen öffentlichenVerkehrsmittel s<strong>in</strong>d zum Stillstand gekommen. E<strong>in</strong>e aufgeregte jungeLaborassistent<strong>in</strong>, die überlegt, wie sie nach Hause kommen kann, siehte<strong>in</strong>en ihrer Freunde, die Be<strong>in</strong>e über die Klappe e<strong>in</strong>es Lastwagensbaumelnd, den Szent István körút h<strong>in</strong>unterfahren – es ist e<strong>in</strong>er vonRodriguez’ Wochenschau-Kameraleuten. Sie wölbt ihre Hände über e<strong>in</strong>Megaphon: »Was ist los?«»E<strong>in</strong>e Revolution«, schreit er zurück, »e<strong>in</strong>e Revolution, FrauMaléter!«Und Maria Maléter, die ehemalige Frau e<strong>in</strong>es Armeeobersten, den sievor drei Jahren dank dieses Regimes verloren hat, nimmt sich schließlichvor, über die Kettenbrücke dem Menschenstrom entgegen nach Hause zugehen.ËÎFür den Kommunismus <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> ist die Katastrophe unmerklichbereits da. Die Menschen haben erkannt, daß das, was die Soziologen»zwischenmenschliche Beziehungen« nennen, wieder möglich gewordenist.ËÏ Sie haben sich öffentlich versammelt, spontan mite<strong>in</strong>andergesprochen, aufe<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>gewirkt, zusammen gelacht und s<strong>in</strong>d Seite an281

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