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Aufstand in Ungarn

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offensive gegen die Aufständischen entschlossen? E<strong>in</strong> Telegramm, dasSpencer Barnes an diesem Abend nach Wash<strong>in</strong>gton schickte, begann mitden Worten: »Die gegenwärtige Lage ist völlig anormal, wenn dietatsächliche Situation richtig e<strong>in</strong>geschätzt wird.«ËWas hielt die Russen davor zurück, ihre bekannte eiserne Faustgegenüber den Rebellen zu gebrauchen? Gab es auf höchster Ebene imKreml Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten? Oder wartete man <strong>in</strong> Moskau vollerZynismus auf irgende<strong>in</strong> anderes Weltereignis, das die eigenen Aktionenverschleiern könnte? Am Abend des 28. Oktober trug der italienischeGesandte folgendes <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Tagebuch e<strong>in</strong>: »18 Uhr . . . Die Forderungender Rebellen nach Rückzug der sowjetischen Streitkräfte aus Budapests<strong>in</strong>d angenommen worden, und <strong>in</strong> Kürze soll über den Abzug dersowjetischen Truppen aus dem ganzen Land verhandelt werden . . . sagtNagy. Aber aus dem italienischen Rundfunk haben wir erfahren, daßSowjettruppen aus der Ukra<strong>in</strong>e, aus Rumänien und der Slowakei imAnmarsch s<strong>in</strong>d. Es gibt jedoch noch e<strong>in</strong>e andere Version, wonach NagyGefangener der Russen ist; diese Ankündigung, heißt es, diene lediglichdazu, die Rebellen <strong>in</strong> die Irre zu führen.« Am nächsten Tag berichteteSpencer Barnes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Telegramm, daß die Aufständischen dr<strong>in</strong>gendauch moralische Unterstützung von höchster Ebene brauchten, »um ihnene<strong>in</strong>e bessere Ausgangsbasis für Verhandlungen und erhöhte Kampfkraftzu geben, wenn der Konflikt andauert«.ÈDie <strong>Ungarn</strong> genießen die ersten siegestrunkenen Stunden <strong>in</strong> vollenZügen, sie verdrängen alle bisherigen schlimmen Vorahnungen. Siebeg<strong>in</strong>nen, ihre Fe<strong>in</strong>de zu jagen und alte Rechnungen zu begleichen. DieVillen der kommunistischen Führer werden geplündert. Die Rebellengründen mit e<strong>in</strong>er solchen schwunghaften Begeisterung Arbeiterräte,revolutionäre Komitees, private Armeen, Zeitungen und politischeParteien, daß sie das ferne Rasseln der Panzerketten, die sich vom Ostenher nähern, überhören. Der Äther ist erfüllt vom Stimmengewirr zahlloserRebellensender auf den ungarischen Wellenlängen. Mehrere Städte –Miskolc, Pécs, Debrecen und Nyiregyháza – unterstützen die Forderungen,die der Sender »Freies Györ« Imre Nagy gestellt hatte. Sie502

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