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Aufstand in Ungarn

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Menschheit zurückgegeben und ihm eröffnet, daß er nun wieder e<strong>in</strong>normaler Bürger sei. Woher soll er wissen, daß se<strong>in</strong>e Personalpapiere mite<strong>in</strong>er fast unsichtbaren Markierung versehen wurden, die ihn für alleZeiten als »Fe<strong>in</strong>d des Staates« abstempelt.Im Laufe dieses Sommers stieg der Druck im Dampfkessel <strong>Ungarn</strong>immer höher.1955 hatte Rákosi die Wiederaufnahme des »freiwilligen Kollektivierungsprogramms«durchgesetzt. Das hatte die gesamten ländlichenGeme<strong>in</strong>den aufgebracht, aber jetzt erst konnten sie sich Gehörverschaffen. Im September veröffentlichte das Magaz<strong>in</strong> Csillag [Stern]e<strong>in</strong>en Artikel von István Márkus, e<strong>in</strong>em Agrarsoziologen. Dar<strong>in</strong> wurde dieMisere von vier Dörfern geschildert, die auch für alle anderen galt.Radikale Reformen wurden verlangt.Márkus schrieb: »Im Herbst 1955 erschien im Dorfe Som e<strong>in</strong>eBrigade, bestehend aus Prov<strong>in</strong>z-, Kreis-, Partei- undRegierungsfunktionären. Die Anlaufphase der ersten Tage verlief relativgemäßigt. E<strong>in</strong>ige Bauern erklärten sich bereit, den Parteidirektiven zufolgen, aber die meisten weigerten sich.« Nach drei Wochen änderte dieBrigade ihre Taktik. Die Bauern wurden zu Geldstrafen verurteilt, bisnach Mitternacht verhört, e<strong>in</strong>geschüchtert und tyrannisiert, bis sie sichschließlich e<strong>in</strong>verstanden erklärten, dem Kollektiv wieder beizutreten.Im Petöfi-Kreis wurde dieser Artikel am 25. September diskutiert.»Der Saal war brechend voll«, berichtete Freie Jugend. »Wissenschaftler,Kollektivvorsitzende, Schriftsteller, Agrarfachleute und Leiter dörflicherRatsversammlungen waren anwesend. Die Diskussion endete erst nachMitternacht. Une<strong>in</strong>geschränkt vertraten sämtliche Sprecher zwar dieAnsicht, daß e<strong>in</strong>e Kollektivierung notwendig sei, kritisierten aber auf deranderen Seite ihre Mängel.«ËÍ Zwischenrufe verlangten die Abschaffungder Zwangsablieferung von Getreide. Als die Funktionäre widersprachenund behaupteten, daß dadurch Kosten <strong>in</strong> Höhe von Millionen For<strong>in</strong>tentstehen würden, ertönte e<strong>in</strong>e Stentorstimme: »Dann schafft die sowjetischenTruppen aus <strong>Ungarn</strong>. Das wird mehr als die Kosten e<strong>in</strong>sparen!«233

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