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Aufstand in Ungarn

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nachtet. Sie wurde durch vorbeirollende Panzer geweckt. József Szilágyi,Chefsekretär von Nagy, kam here<strong>in</strong> und rief: »Sofort packen, wir gehenweg.« Zusammen fuhren sie über die Donau zum Parlament.ÎUm 4.25 Uhr eröffneten die Panzer das Feuer. Erstes Ziel waren dieKasernen an der Budaörsi út im Vorort Buda. In e<strong>in</strong>em schäbigen Hotel <strong>in</strong>der Innenstadt hörte der britische Student Mike Korda, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emVolkswagen Medikamente aus Cambridge gebracht hatte, e<strong>in</strong> gedämpftesDonnern. Er stand auf und zog die schweren Vorhänge zurück. AmHorizont sah er Blitze – aber aus se<strong>in</strong>er Militärzeit <strong>in</strong> der britischen Armeewußte er, daß dies ke<strong>in</strong> Gewitter war. Er weckte se<strong>in</strong>e Kameraden: »Dasist Artillerie!« In se<strong>in</strong>em etwas besseren Hotel vernahm der Italiener IndroMontanelli, der für den Corriere della Sera berichtete, e<strong>in</strong> dumpfesGrollen wie von e<strong>in</strong>er niedergehenden Law<strong>in</strong>e. Durch die Kanonadewurde auch Professor Blücher im Hauptquartier der Nationalgardegeweckt. Durch Anrufe beim Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium stellte sichheraus, daß General Maléters Delegation nicht aus Tököl zurückgekehrtwar. Über der Technischen Hochschule war der Himmel vom Feuersche<strong>in</strong>erhellt. Oberst Marián raste mit e<strong>in</strong>igen se<strong>in</strong>er Leute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lastwagendorth<strong>in</strong>, um festzustellen, was geschehen war.Miklós Vásárhelyi wurde <strong>in</strong> Buda vom Telephon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Wohnzimmeraus dem Schlaf gerissen.Ï Ferenc Donáth rief an: »SowjetischePanzer und ÁVH-Truppen dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Budapest e<strong>in</strong>«, sagte Donáth.Vásárhelyi zog sich notdürftig an und lief zur Donau h<strong>in</strong>unter. Er brauchtee<strong>in</strong>e Stunde, um zu Fuß zum Parlament zu gelangen.Die massiven Ste<strong>in</strong>wände des Parlaments dämpften die schrillendenTelephone. In den Amtsräumen des M<strong>in</strong>isterpräsidenten herrschte Ruhe.Nagy war vollständig angekleidet. Er wirkte sehr bedrückt. Tildy sagte zuihm: »Die Regierung muß e<strong>in</strong>e Erklärung abgeben. Es könnte unsere letzteChance se<strong>in</strong>, sie über den Rundfunk zu verbreiten.« Nagy stimmte zu. Erund Tildy diktierten e<strong>in</strong>en kurzen Text, den Donáth mit dem Bleistiftniederschrieb. Nagy bekam plötzlich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Wutanfall und rief:»Ich kann das nicht lesen!« Donáth nahm den Zettel und tippte den Text684

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