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Aufstand in Ungarn

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verkünden. Doch ist se<strong>in</strong> Name bereits unauslöschlich verbunden mit demnun beg<strong>in</strong>nenden Blutbad. Von e<strong>in</strong>em Kellerfenster aus beobachtet derAngestellte István Tollas, wie e<strong>in</strong>e große Anzahl Demonstranten – ihremärmlichen Aufzug nach zu schließen hauptsächlich Arbeiter – fünfrussischen Panzern gegenüberstehen, die bebend und fauchend mitten aufdem Kálv<strong>in</strong> tér halten.Ë Selbst als die Panzer über ihre Köpfe h<strong>in</strong>weg zufeuern beg<strong>in</strong>nen, bis Ziegelste<strong>in</strong>e und Mörtel von den Wänden auf sieniederprasseln, weichen sie nicht von der Stelle. Aber die nächste Feuergarbelegt sie nieder wie e<strong>in</strong>e Mähmasch<strong>in</strong>e das Getreide. Tollas verbirgtdas Gesicht <strong>in</strong> den Händen, er kann den entsetzlichen und unerwartetenAnblick nicht ertragen. Er preßt se<strong>in</strong> gestohlenes Gewehr an die Wangeund fängt an, <strong>in</strong> bl<strong>in</strong>der Wut auf die Panzer zu schießen. Daraufh<strong>in</strong>belegen die Russen das Gebäude, <strong>in</strong> dem er sich bef<strong>in</strong>det, mit Granaten.»Dies geschah zwischen 9 und 10 Uhr vormittags«, sagt Tollas.Niedergeschmettert von der Bekanntgabe des Standrechts eilten e<strong>in</strong>igekommunistische Schriftsteller – darunter Zelk und Benjám<strong>in</strong> – wieder zurAkadémia utca, drängten sich durch die sowjetischen Panzer undversuchten, die Partei von dieser Torheit abzubr<strong>in</strong>gen. Diesmal wurden sieauf der Stelle h<strong>in</strong>ausgewiesen. Sie kamen zurück, erholten sich von ihrerNiederlage und beschlossen, nicht wieder dorth<strong>in</strong> zu gehen. Nagy, der sich<strong>in</strong> der Parteizentrale befand, hatte nicht die ger<strong>in</strong>gsten Bedenken. ImLaufe des Vormittags besprach er zusammen mit se<strong>in</strong>em Justizm<strong>in</strong>isterund Öffentlichen Ankläger E<strong>in</strong>zelheiten des Standrechts, er wies denM<strong>in</strong>ister an, jeglichen Mißbrauch des Standrechts zu verh<strong>in</strong>dern, es aber –wenn nötig – rücksichtslos anzuwenden. »Ich unterzeichnete das Gesetzgegen Mittag«, bestätigte Nagy <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Prozeß.Nagys erste Regierungshandlungen brachten auch die politischVerantwortlichen bei »Radio Free Europe« <strong>in</strong> München <strong>in</strong> Verlegenheit.Die Exil-<strong>Ungarn</strong>, die beim RFE arbeiteten, durften ihren persönlichenRegungen, diesen marxistischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten mit Schimpf undSchande zu überschütten, nicht folgen. Die sofort erlassenen Richtl<strong>in</strong>ienan diesem Morgen lauteten: »Zu diesem Zeitpunkt s<strong>in</strong>d noch ke<strong>in</strong>e357

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