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Aufstand in Ungarn

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sprechen Sie lieber leise, wir wollen doch nicht, daß jemand zuhört.«Mit e<strong>in</strong>fachen Worten erzählt der Bischof se<strong>in</strong>e Geschichte: vomTransport <strong>in</strong> Viehwaggons von Lwow nach Stal<strong>in</strong>sk, der nur anhielt, damitdie Leichen der Gefangenen aus dem Zug geworfen werden konnten; vomendlosen Marsch vom Ausladebahnhof Stal<strong>in</strong>sk <strong>in</strong> der Begleitung bissigerHunde, die die Gefangenen <strong>in</strong> Stücke rissen, wenn sie strauchelten oderh<strong>in</strong>fielen. Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em tiefen Urwald im Altaigebirge mußten sie e<strong>in</strong>enHolzzaun und dann e<strong>in</strong> Arbeitslager – e<strong>in</strong> Gulag – bauen.»Von den ersten 1200 Männern, die angekommen waren, überlebtennur sechzig diese drei Jahre«, berichtete der Bischof mit Tränen <strong>in</strong> denAugen. »Jede Woche traf e<strong>in</strong> neuer Gefangenentransport e<strong>in</strong>. Sie kamenaus dem Baltikum und aus Rußland, es kamen Usbeken, Tartaren undArmenier.«1950 brachte man ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes Gulag, wo sich unter denVerurteilten auch russische Generale und Zeitungsredakteure befanden.»Im Gulag waren Bischöfe, Priester, Baptisten, römisch-katholischeGlaubensangehörige, Japaner, Belgier, Franzosen und sogar zwei Amerikaner.Der e<strong>in</strong>e kam aus Chicago. Er wollte nur se<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em derSatellitenstaaten besuchen.« Dieses Gulag umfaßte e<strong>in</strong> Gebiet von 360Quadratkilometern, auf dem 300.000 – dreihunderttausend – Männeruntergebracht waren.Der Polizist hörte aufmerksam zu. »Im vergangenen Sommer«, fährtder Bischof fort, »wurde ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sammellager gebracht. Dort erhieltenwir Matratzen, Seife und Zahnbürsten, und es gab sogar Toiletten. Wirbekamen e<strong>in</strong>e Verpflegung, wie sie nicht e<strong>in</strong>mal die Lageroffiziere imGulag gesehen hatten. Viermal am Tag war e<strong>in</strong>e Filmvorführung. Wirhatten Konzerte, Radio, jeden Tag Fleisch und sogar We<strong>in</strong> und Whisky.Sie sagten uns, daß wir ihnen sehr leid täten und daß sie ke<strong>in</strong>e Ahnunggehabt hätten, wie schlecht man uns behandelt habe – das alles sei BerijasSchuld gewesen. Nachdem er aber ausgeschaltet sei, würde sich allesbessern.«Nun steht er an der Straßenecke und kauft die neueste Ausgabe derMontagsnachrichten. Erst e<strong>in</strong> paar Tage zuvor hatte die ÁVH ihn der232

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