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Aufstand in Ungarn

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waren anwesend: der »anständige, aber dämliche«ÁË Dichter Benjám<strong>in</strong>, derfrüher Fabrikarbeiter war und mehrere Jahre <strong>in</strong> Wien gelebt hatte; fernerMéray, Kónya, Boldizsár, Urbán und Vásárhelyi.An jenem Abend trafen sie sich bei Bika. Als Rákosi an e<strong>in</strong>emNebentisch Platz nahm, baten sie den Zigeunerprimas, das Lied »DiePappeln wachsen nicht <strong>in</strong> den Himmel« zu spielen. Rákosi kapierte undwar gekränkt. Dann trat Nagy e<strong>in</strong>, blickte um sich und setzte sich an denTisch der Schriftsteller. Er lächelte: »Wir wollen uns amüsieren. Tr<strong>in</strong>kenwir!«Bis drei Uhr nachts floß der Schnaps.Bald danach g<strong>in</strong>g es abwärts mit Nagy. Rákosi fuhr nach Moskau, ausGesundheitsgründen, wie es hieß. (Er litt seit e<strong>in</strong>em halben Jahr anerhöhtem Blutdruck.) Aus verschiedenen heiklen Gründen war MalenkowsStern am Moskauer Firmament im S<strong>in</strong>ken begriffen, so daß Rákosidieses Mal geneigtere Zuhörer fand.Am 7. Januar 1955 wurde Nagy nach Moskau zitiert und beschuldigt,die Wirtschaft se<strong>in</strong>es Landes »ru<strong>in</strong>iert« zu haben. Gegen Ende des Monatserlitt er e<strong>in</strong>en Herzanfall. Nagys Krankheit gab Rákosi die Möglichkeit,se<strong>in</strong> Messer noch tiefer <strong>in</strong> die Rippen des dicken Premiers zu stoßen.Generalstaatsanwalt Kálmán Czakó, der von Nagy mit der Kontrolle desStrafvollzugs betraut worden war, wurde <strong>in</strong> die Akadémia utca bestelltund zum Leiter e<strong>in</strong>er großen Brauerei im Vorort von Köbánya»befördert«.ÁÈVorsichtige, aber unmißverständliche Signale im Partei-Jargon derkommunistischen Oberschicht ließen die Auguren erkennen, daß NagysTage gezählt waren. John MacCormac von der New York Times kabelteaus Wien: »Es ist aufgefallen, daß Mr. Nagy seit zwei Wochen beiwichtigen offiziellen Anlässen nicht mehr öffentlich <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>unggetreten ist.« Am 20. gab Radio Budapest bekannt, Nagy sei an Koronarthromboseerkrankt. Das Politbüro verlangte e<strong>in</strong>en Krankenbericht, e<strong>in</strong>entsprechender Bericht wurde zusammengebraut und Nagy war von derAußenwelt abgeschnitten und zum Schweigen verurteilt.ÁÍEr wußte, was nun kommen würde, und protestierte empört.172

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