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Aufstand in Ungarn

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matten Worte mischen sich mit Nagys geisterhafter Stimme: »– dieRegierung ist an ihrem Platz –« Háy geht den Kabeln nach, die imKorridor entlang zum Studio führen. E<strong>in</strong> Rasseln draußen auf demKossuth tér verkündet, daß die ersten sowjetischen Panzer angekommens<strong>in</strong>d. Er läßt se<strong>in</strong>e Erklärung <strong>in</strong> allen Sprachen, die er beherrscht,aufnehmen. Kurz vor 8 Uhr beg<strong>in</strong>nt der Rundfunk, sie zu verbreiten:»Hier meldet sich der ungarische Schriftstellerverband mit e<strong>in</strong>em Appellan alle Schriftsteller der Welt, an alle Wissenschaftler, an alle Schriftstellerverbände,wissenschaftlichen Akademien und Vere<strong>in</strong>igungen, an dieIntellektuellen der Welt! Es bleibt uns wenig Zeit! Ihr kennt dieTatsachen, wir brauchen euch ke<strong>in</strong>en Sonderbericht zu geben! Helft<strong>Ungarn</strong>! Helft den ungarischen Schriftstellern, Wissenschaftlern,Arbeitern, Bauern und unseren Intellektuellen! Helft, helft, helft!«Inzwischen ersche<strong>in</strong>t Zoltán Tildys Sohn zusammen mit Offizieren derWache und teilt mit, daß die Soldaten draußen um Erlaubnis bitten, dasFeuer auf die Russen eröffnen zu dürfen. Müde wehrt Tildy ab: »E<strong>in</strong>ensolchen Befehl kann nur der Verteidigungsm<strong>in</strong>ister geben. Aber wenn ihrme<strong>in</strong>en Rat befolgen wollt, dann tut folgendes: Der rangälteste Offiziersoll mit zwei jüngeren Offizieren und e<strong>in</strong>em Dolmetscher unter e<strong>in</strong>erweißen Fahne als Parlamentär zu den Russen gehen und dem sowjetischenKommandeur mitteilen, daß die ungarischen E<strong>in</strong>heiten nicht auf dieRussen schießen werden und die Sowjets dafür nicht das Parlament unterFeuer nehmen sollen.« Kurz danach verbreitet der Rundfunk e<strong>in</strong>e nichtweniger dramatische Mitteilung: »Achtung! . . . Die ungarische Regierungbittet die Offiziere und Soldaten der sowjetischen Armee, nicht zuschießen. Die Russen s<strong>in</strong>d unsere Freunde und werden immer unsereFreunde bleiben!«Die sowjetischen Offiziere, die <strong>in</strong> Tildys Zimmer e<strong>in</strong>treten, s<strong>in</strong>dhöflich, aber energisch. Sie fragten: »Wo ist Imre Nagy?« Niemand weißes. E<strong>in</strong> Oberst läßt Staatspräsident Dobi kommen und verlangt, daß er e<strong>in</strong>Dokument über die Kapitulation der bewaffneten Streitkräfte unterzeichnet.Dobi murmelt halb betrunken: »Wenn der sowjetische Vertreter695

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