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Aufstand in Ungarn

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Uniformen entfernt. Am Abend des 31. Oktober traf der RevolutionsanwaltKovács <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ikarus-Bus mit Entlassungspapieren e<strong>in</strong>.ÁÌBleiche, ausgehungerte Männer spähten aus den Zellenfenstern; manchewaren seit 1944 oder 1945 <strong>in</strong> Gefangenschaft. Zusammen mit OberstleutnantBakondi, dem neuen Kommandanten, g<strong>in</strong>g Kovács von Zelle zuZelle und händigte die Dokumente aus. Bakondi bat die Gefangenen, noche<strong>in</strong>e Nacht als »se<strong>in</strong>e Gäste« zu bleiben, bis ihre Kleidung sortiert sei. Die800 Gefangenen wählten sich für die e<strong>in</strong>zelnen Flure Zugführer undwarteten geduldig bis zum Morgen, als man sie – jeweils zehn Mann –entließ. Lange vor Morgengrauen hatten sich Frauen und K<strong>in</strong>der vor denToren versammelt. Manch e<strong>in</strong>er wurde von niemandem erwartet. Dieehemaligen Gefangenen schüttelten e<strong>in</strong>ander schweigend die Hände undverschwanden <strong>in</strong> den Straßen. E<strong>in</strong>ige blickten sich nach Waffen um. DieKlügeren machten sich sofort <strong>in</strong> Richtung westliche Grenze auf den Weg.Bis zum 1. November hatten die Aufständischen 812 politischeGefangene aus diesem Zentralgefängnis befreit. Weitere 113 »gewöhnlicheVerbrecher« sollten am 2. und 3. November freigelassen werden. E<strong>in</strong>»gewöhnlicher Verbrecher« konnte e<strong>in</strong> Baumeister se<strong>in</strong>, der desDiebstahls an se<strong>in</strong>em eigenen Material beschuldigt worden war, weil erdessen Verstaatlichung verh<strong>in</strong>dern wollte. Se<strong>in</strong>e Entlassung rief wenigerErstaunen hervor als die Tatsache, daß es alle<strong>in</strong> hier 812 politischeGefangene gab. Alles <strong>in</strong> allem wurden 17.000 politische Gefangene,»gewöhnliche Verbrecher« oder andere Opfer der sozialistischen Gesetzlichkeitwährend dieser Tage freigelassen.Die Öffentlichkeit wußte noch nichts von dem Drama, das sich imInnern des Parlamentsgebäudes an diesem 1. November abspielte, als ImreNagy Moskaus Antwort auf se<strong>in</strong>en Protest erwartete. Der Parlamentsplatzwar leer, bis auf e<strong>in</strong>ige schwarzgekleidete Frauen, die sich vor denbrennenden Kerzen am Fuße der hohen Mauerndes Gebäudesbekreuzigten.Auf dem Schloßberg gab Kard<strong>in</strong>al M<strong>in</strong>dszenty Audienzen. ZoltánTildy suchte ihn zusammen mit Béla Kovács und General Maléter auf und612

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