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Aufstand in Ungarn

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Hauptquartier der Budapester KP. Imre Mezö rief telephonisch verzweifeltum Hilfe. In se<strong>in</strong>em mit Glassplittern übersäten Büro im zweiten Stockblickte er <strong>in</strong> bleiche, angespannte Gesichter. Der Aufenthalt <strong>in</strong> diesemGebäude, trotz der bekanntgegebenen Auflösung der ÁVH und derwachsenden Gefahr von der Straße, hatte nur dann e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, wenn dasRegime bereit war, starke Kräfte zu se<strong>in</strong>er Verteidigung zur Verfügung zustellen. Dies war Mezös e<strong>in</strong>zige Hoffnung.Radio Budapest verlor ke<strong>in</strong> Wort über den erbitterten Kampf, aber dieNachricht verbreitete sich über die ganze Stadt. Reporter und Bildberichterstattereilten herbei. Jean-Pierre Pedrazz<strong>in</strong>i von Paris Match ware<strong>in</strong>er der ersten, die auf dem Platz erschienen. Das Hämmern derMasch<strong>in</strong>engewehre erschütterte ihn nicht – es handelte sich ja um e<strong>in</strong>enKampf, der sich ausschließlich unter <strong>Ungarn</strong> abspielte. Er befestigte se<strong>in</strong>Teleobjektiv am Griff e<strong>in</strong>es Gewehrkolbens und richtete es auf bewaffneteRebellen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Torweg standen. Se<strong>in</strong>en Kollegen Paul Mathias bater: »Du sprichst doch Ungarisch, geh mal h<strong>in</strong>über und frage ihn, warum erkämpft!« Er wies auf e<strong>in</strong>en jungen Mann mit weigern Schal, der nebene<strong>in</strong>em jungen Mädchen stand. Geduckt lief Mathias über die Straße. DerMann senkte se<strong>in</strong>en Karab<strong>in</strong>er und sagte: »Ich arbeite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lkw-Fabrik. Me<strong>in</strong> Vater erzählt immer, daß diese Fabrik früher e<strong>in</strong>emKapitalisten gehörte, der den ganzen Profit e<strong>in</strong>steckte. Aber dieLastwagen blieben wenigstens <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong>!« Er wischte sich mit demHandrücken über den Mund und fuhr fort: »Ich will Ihnen sagen, was jetztgeschieht: Wir machen sie fertig, wir verladen sie <strong>in</strong> Güterzüge, und abgeht’s nach Rußland!«Auf dem Platz erschien e<strong>in</strong> erbeuteter T-34, dessen Masch<strong>in</strong>engewehrewie wild feuerten. Als der Life-Photograph John Sadovy se<strong>in</strong>e Kameraschußbereit machte, g<strong>in</strong>gen mehrere Rebellen h<strong>in</strong>ter dem Panzer, derlangsam auf das Gebäude zurollte, <strong>in</strong> Deckung. Kugeln prasselten auf diePanzerung. Sadovy erhielt e<strong>in</strong>en Streifschuß, filmte aber weiter. Vor denWochenschaukameras krochen bewaffnete Rebellen auf der Erde undstopften Patronen <strong>in</strong> die MG-Gurte, während andere Männer Verwundeteaus der Feuerl<strong>in</strong>ie holten; e<strong>in</strong>e Krankenschwester suchte h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em544

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