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Aufstand in Ungarn

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Gemälden der großen Revolution der Geschichte kennt. Man wird anGoyas grausame Palette er<strong>in</strong>nert: verkrustetes Braun, das e<strong>in</strong>st warmes,helles Rot war; das schmutzige Khaki blutverschmierter Uniformen:okerfarbener Mörtel; backste<strong>in</strong>rote Schrammen, die die zerstörten Bauwerkeentstellen, hier und dort e<strong>in</strong> zusammengeschrumpfter, verbrannter,sienafarbener Flecken auf dem Teerpflaster, mit Kalk oder Salizylsäureüberschüttet.Vor den Augen teilnahmsloser Passanten vermodern Leichen imStraßenschmutz. Auf der Üllöi út ragt die steife schwarze Hand e<strong>in</strong>esverbrannten Sowjetsoldaten aus dem halboffenen Panzerturm.E<strong>in</strong> Anflug von grimmigem Humor liegt <strong>in</strong> der Luft. E<strong>in</strong>er derJournalisten der Zeitung Wahrheit geht ohne Furcht vor umhersausendenKugeln und krepierenden Panzergranaten heim <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Wohnung auf derRákóczi út, kehrt aber sofort wieder zur Redaktion zurück: »Ich muß denfalschen Fahrstuhlknopf Nr. 4 gedrückt haben. Plötzlich kam das ganzevierte Stockwerk herunter!« Die meisten revolutionären Redaktionsmitgliederessen im Bühnenklub. Hier hören sie, wie der Regisseur desNationaltheaters beiläufig e<strong>in</strong>en späten Gast fragt: »Was gibt es Neues?«Der Mann legt <strong>in</strong> aller Ruhe Hut und Mantel ab und sagt: »Ich b<strong>in</strong> geradean Ihrem Theater vorbeigekommen – Sie haben heute nur noch e<strong>in</strong> halbesHaus!« E<strong>in</strong> anderer Journalist der Wahrheit schreibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht:»Auf der Baross utca steht <strong>in</strong>mitten des Schreckens e<strong>in</strong>e Vogelscheucheaus e<strong>in</strong>er Russenuniform, <strong>in</strong> deren e<strong>in</strong>er Tasche e<strong>in</strong> Exemplar desParteiorgans Freies Volk und <strong>in</strong> der anderen e<strong>in</strong> Behälter mit Salizylsäuresteckt.«ÎDie Menschen <strong>in</strong> der Stadt blieben kaltblütig. In diesen Tagen verließder Historiker Professor Domokos Kosáry se<strong>in</strong>e sicheren vier Wände <strong>in</strong>Buda und riskierte e<strong>in</strong>en Gang zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Geschäft auf demZsigmond Móricz körút, um Lebensmittel für se<strong>in</strong>e Mutter e<strong>in</strong>zukaufen.Vor dem kle<strong>in</strong>en Laden, der Milch und Schokolade verkaufte, war e<strong>in</strong>eziemlich lange Schlange. Als plötzlich zwei oder drei große russischePanzer vorbeirollten, sagte das junge Mädchen h<strong>in</strong>ter dem Ladentischbeiläufig: »Würden Sie bitte den Rolladen herunterlassen. Wenn man so475

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