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Aufstand in Ungarn

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heraus und überhäufte ihn mit Fragen nach den Motiven für se<strong>in</strong>eTeilnahme am <strong>Aufstand</strong>. Vielleicht erkannte sich Maléter wie er vorzwanzig Jahren war, <strong>in</strong> dem offenen und <strong>in</strong>telligenten Gesicht des Jungenwieder. Furchtlos sprach der junge Mann von den Vierzehn Punkten undzog dann se<strong>in</strong> verschlissenenes KP-Mitgliedsbuch heraus, <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong>zusammengefaltetes Flugblatt befand. Maléter las es. In diesemAugenblick war Maléter nahe daran umzukippen. Es war der Augenblick,wenn die Achterbahn auf ihrem Zahnradgetriebe die Spitze erklommen hatund dann <strong>in</strong> freiem Fall <strong>in</strong> die Tiefe stürzt. »Als ich auf dem Schauplatzder Kämpfe ankam«, berichtete er e<strong>in</strong>e Woche später, »überzeugte ichmich, daß die Freiheitskämpfer treue Söhne des ungarischen Volkeswaren.« Er fügte h<strong>in</strong>zu: »Ich teilte dem M<strong>in</strong>ister mit, daß ich zur anderenSeite übergegangen sei.« Dann schickte er alle aus der Wachstube undtelephonierte alle<strong>in</strong> mit jemandem, zweifellos vom M<strong>in</strong>isterium. LautHauptmann Csiba ordnete das Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium folgendes an:»Nicht schießen, außer zur Selbstverteidigung; auf der Kaserne dieNationalflagge mit herausgeschnittenem Emblem aufziehen. Maléter sollhandeln, wie er es für richtig hält.«Als der Oberst zurückkehrte, sprach er zu dem jungen Gefangenen:»Ich lasse euch alle frei. Geht zurück zu euren Kameraden und sagt ihnen,daß ich e<strong>in</strong>en Waffenstillstand anbiete. Wir s<strong>in</strong>d alle <strong>Ungarn</strong>.«Der Junge strahlte. Maléter wiederholte: »Ke<strong>in</strong>er schießt! Weder ihr,noch wir!«Er streckte dem jungen Mann die Hand entgegen. E<strong>in</strong> paar Leute, diedieses unerwartete Ergebnis miterlebten, klatschten laut Beifall. DasSchießen ebbte ab.Panzerkommandant János Tari berichtete: »An diesem Nachmittageröffeten wir mehrmals das Feuer auf die Rebellen <strong>in</strong> der Corv<strong>in</strong>-Passage.Maléter ordnete Feuere<strong>in</strong>stellung an. Er verbot uns zu schießen undbefahl, die Panzer zu verlassen und die Geschütze nach rückwärts zurichten. Zur selben Zeit ließ er die ungarische Flagge über den Kasernenhissen, nachdem das republikanische Emblem herausgeschnitten wordenwar. Hunderte von bewaffneten Personen drangen <strong>in</strong> die Kaserne e<strong>in</strong>, sie410

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