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Aufstand in Ungarn

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Stunden-Wochen e<strong>in</strong>legen mußten.In e<strong>in</strong>er typischen Meldung des Parteiorgans Freies Volk vom 6. Juli1952 hieß es, daß die Drescharbeiten begonnen hätten und daß für diejenigen Bauern, die ihr Ablieferungssoll nicht b<strong>in</strong>nen achtundvierzigStunden erfüllten, die »Abrechnung auf der Stelle durchgeführt würde«.ËÈAngesichts dieser hohen Ablieferungsverpflichtung, der sie nicht nachkommenkonnten, entschlossen sich die Bauern, die landwirtschaftlicheProduktion rücksichtslos e<strong>in</strong>zuschränken. In den hungernden Städtenstanden die Hausfrauen Schlange vor den immer leerer werdendenLebensmittelgeschäften.Am schlimmsten war der Mangel an Freizeit beziehungsweise anEntscheidungsfreiheit der Menschen, zu arbeiten, wann und wo siewollten. Jedermann mußte im Besitz e<strong>in</strong>es Arbeitsbuches se<strong>in</strong>, zumBeweis dafür, daß er erwerbstätig war. »Ich er<strong>in</strong>nere mich, wie ich mite<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> kurz vor dem <strong>Aufstand</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Espresso-Café war«,erzählte e<strong>in</strong> fünfundvierzigjähriger Hotelmanager, »plötzlich gab es e<strong>in</strong>ePolizeirazzia durch acht Zivilbeamte. Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> hatte ihrenPersonalausweis nicht bei sich. Darauf wollten die Krim<strong>in</strong>albeamten sieauf der Stelle verhaften.«ËÍIn se<strong>in</strong>en wachen Stunden war der gewöhnliche Bürger voll damitbeschäftigt, von e<strong>in</strong>em Ort zum anderen zu rennen. Die Frauen mußten <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Fabrik arbeiten und außerdem noch ihre Hausarbeit verrichten; siewaren ungepflegt und unzufrieden; sie vermißten die kle<strong>in</strong>en Genüsse, diedas Leben erträglich machen. »Ich hatte nicht e<strong>in</strong>mal Zeit, die Zeitung zulesen«, sagte e<strong>in</strong> siebzehnjähriger Schmied voll Bedauern zu se<strong>in</strong>emBefrager. »Die Arbeit nahm me<strong>in</strong>e ganze Zeit <strong>in</strong> Anspruch.«ËÎGeld war knapp, aber die Straßen und Restaurants waren voll, weil dieWohnungen der Leute zu überfüllt waren, um dort <strong>in</strong> Gemütlichkeit ihreZeit zu verbr<strong>in</strong>gen. Die Budapester Straßenbahnen waren vernachlässigtund unpünktlich. Sie waren so überfüllt, daß es häufig unmöglich war, anden Haltestellen zuzusteigen.Was konnte der Fabrikarbeiter noch mit se<strong>in</strong>er Freizeit anfangen? Esgab die Lotterie, ferner Fußball, dann Angeln an der Donau – und127

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