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Aufstand in Ungarn

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lütig die phantastischsten Verbrechen zugibt. Brankov starrt ihn fassungslosan.»Ich war mit im Komplott, um Rákosi zu ermorden«, sagt Rajk mitmonotoner Stimme. »Als ich jugoslawische Beauftragte im Zug traf,heckten wir die E<strong>in</strong>zelheiten aus.«Zweifel und Panik umwölken Brankovs Hirn.»Was auch immer Sie sagen mögen«, hört er sich erwidern. »Aber esist das erste Mal, daß ich davon höre.«So schleppen sich die Wochen dah<strong>in</strong>. Er verliert an Gewicht, aber dieSchläge sche<strong>in</strong>en ihm nicht mehr weh zu tun.Zu se<strong>in</strong>em Erstaunen trifft er dort Generalleutnant Fedor Bielk<strong>in</strong> – se<strong>in</strong>richtiger Name sche<strong>in</strong>t Abakumov gewesen zu se<strong>in</strong>; er ist Berijas Nummer2. Bielk<strong>in</strong> ist der Chef dieser Foltervillen. Wie oft hatte Brankov mitBielk<strong>in</strong>s Frau getanzt, als der General <strong>in</strong> der Alliierten Kontrollkommissionwar. Jetzt rekelt sich der russische NKWD-General vor ihm,mit schütter werdendem rötlichen Haar, e<strong>in</strong>em Schmerbauch und O-Be<strong>in</strong>en. Er trägt wie Stal<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tunika aus silberblauem Tuch. Er gibtsich oft verächtlich, zuckt ständig mit den Achseln und bricht <strong>in</strong>hustendes, schrilles Gelächter aus, während se<strong>in</strong> ungarischer ImitatorOberst Szücs mit diskretem, untertänigem Kichern e<strong>in</strong>stimmt.Es ist wie e<strong>in</strong> Alptraum. Bei e<strong>in</strong>em Verhör hat Brankov Halluz<strong>in</strong>ationen– <strong>in</strong> Bielk<strong>in</strong>s geschwollenem, blassem Gesicht wachsen Löwenzähne,er hat e<strong>in</strong>en Löwenschwanz, mit dem er h<strong>in</strong> und her wedelt und aufden Boden drischt, daß der Staub aufwirbelt, und mitten <strong>in</strong> dieserStaubwolke sieht er e<strong>in</strong>e Liliputfigur, sich selbst: Lazarus Brankov.Vielleicht wird er bereits zur Vorbereitung auf den anstehenden Prozeßmit gehirnschädigenden Drogen behandelt. Aber wann wird dieser Prozeßstattf<strong>in</strong>den? Er steht offenbar unmittelbar bevor.Alle Zeugen haben begonnen, ihre Manuskripte auswendig zu lernen.Erst wenn jedes Detail perfekt beherrscht wird, dürfen sie schlafen. DieDrogendosis wechselt, offensichtlich, um festzustellen, wie hoch sie fürden kommenden Tag se<strong>in</strong> muß. Während des M<strong>in</strong>dszenty-Prozesses68

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