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Aufstand in Ungarn

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ausgewählten Parteipolitikern, die ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Villa <strong>in</strong> der Orsó utcaaufsuchten, E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> diese Aufzeichnungen, ließ sie aber auch durchVásárhelyi, Gimes und Fazekas <strong>in</strong> Umlauf br<strong>in</strong>gen. Fazekas war es, derSándor Kopácsi, dem Polizeichef von Budapest, im September 1956 e<strong>in</strong>eKopie von Nagys Enthüllungen über die korrupte Moral des Regimes <strong>in</strong>die Hände spielte: Dies sagte Kopácsi später aus.E<strong>in</strong>e solche Geheimniskrämerei paßte eigentlich gar nicht zu NagysCharakter. Noch im Oktober 1956 betrachtete er das Zentralkomitee alsse<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Heimat. Wie die Frau von Hauptmann Bondor, die all dieJahre h<strong>in</strong>durch die Rückkehr ihres Mannes aus dem Exil herbeigesehnthatte, so hatte auch Imre Nagy e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen, immer wiederkehrendenTraum . . . se<strong>in</strong>e triumphale Rückkehr aus der Verbannung <strong>in</strong> den Schoßder Partei. Am 4. Oktober beantragte er offiziell se<strong>in</strong>e Wiederaufnahme <strong>in</strong>die Partei. Das Schreiben war weitschweifig, devot und voller Wiederholungen– auf der ersten Seite verwendete er achtmal die Phrase »E<strong>in</strong>heitder Partei«. Vielleicht hätte se<strong>in</strong> Brief vertont – wie der von Tatjana <strong>in</strong>»Eugen Oneg<strong>in</strong>« – besser geklungen. Er verlangte die Beendigung der»sogenannten Imre-Nagy-Affäre«, e<strong>in</strong>e öffentliche Diskussion der gegenihn erhobenen Vorwürfe und die Zurücknahme aller sich als unbegründeterweisenden Anklagepunkte. »Ich me<strong>in</strong>erseits b<strong>in</strong> bereit«, erklärte ergroßspurig, »jeden Fehler anzuerkennen, der mir e<strong>in</strong>wandfrei nachgewiesenwerden kann.«ÎDie Spaltung <strong>in</strong> der Partei nahm unbestreitbar immer größereAusmaße an. E<strong>in</strong>e Gruppe wollte die Rückkehr Rákosis durchsetzen, unde<strong>in</strong> paar Leute im Zentralkomitee hatten sogar schon e<strong>in</strong>en Artikel für dieZeitung entworfen: »Rákosi! Herzlich willkommen <strong>in</strong> der Heimat!« E<strong>in</strong>eandere Fraktion erhoffte sich die Rettung der Partei durch erweiterteLiberalisierung. Journalisten und Schriftsteller überboten sich gegenseitigdar<strong>in</strong>, die Partei und ihren Werdegang zu verspotten. Am 6. Oktobererschien der berühmt gewordene Artikel von Gyula Háy, e<strong>in</strong>e beißendeSatire mit dem Titel: Warum kann ich den Genossen Kucsera nichtleiden? <strong>in</strong> der Literaturzeitung. Dies Feuerwerk brillanter Formulierungenentlarvte die Funktionäre mittlerer Rangordnung <strong>in</strong> ihrer Zweitklassigkeit241

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