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Aufstand in Ungarn

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Oben im überfüllten Büro des Polizeipräsidenten herrschte e<strong>in</strong>ständiges Kommen und Gehen von Polizeioffizieren <strong>in</strong> Uniform und Zivil.Auf ihren Gesichtern spiegelte sich Panik, Erleichterung oder lähmendeBestürzung wider. Ununterbrochen läuteten die Telephone, aber derPolizeipräsident Sándor Kopácsi, der <strong>in</strong> Hemdsärmeln und Hosenträgernvor e<strong>in</strong>er Wand voller Stadtpläne und Graphiken sag, kümmerte sich nichtdarum. Fazekas schilderte ihm die Ereignisse <strong>in</strong> Nagys Villa und vor demParlament und fragte ihn: »Wieviel Kräfte haben Sie?«»Sehr wenig!«Fazekas schlug vor, Kopácsi sollte ke<strong>in</strong>e Zeit verlieren und sofort überdas Fernsprechnetz der Polizei alle Kräfte sammeln, um e<strong>in</strong>eschlagkräftige Truppe von mehreren tausend Polizisten aufzustellen.Er versuchte, Imre Nagy ans Telephon zu bekommen, aber <strong>in</strong> derAkadémia utca g<strong>in</strong>g István Kossa an den Apparat. Fazekas und Kossawaren auf derselben Partisanenausbildungsschule <strong>in</strong> der Sowjetuniongewesen. Kossa bedauerte: »Genosse Nagy kann nicht ans Telephonkommen, er ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konferenz.«Immer noch schrillten die Telephone. Ohne den Hörer abzunehmen,wußte Kopácsi wer die Anrufer waren – se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>undzwanzig Polizeireviere,die auf Befehle und Verstärkungen warteten.Schließlich nahm er den Hörer e<strong>in</strong>es besonders hartnäckig läutendenTelephons ab. »Widerstand leisten!« rief er energisch. »Die Massen nicht<strong>in</strong> die Polizeireviere e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen lassen. Und wenn sie von der WaffeGebrauch machen, dann ihr auch!« Ärgerlich knallte er den Hörer auf dieGabel.»Das ist e<strong>in</strong>e Konterrevolution«, rief Kopácsi den Schriftstellern zu.»Ich lasse auf den Mob schießen!« Se<strong>in</strong> eigenes Dilemma war offensichtlich.Er hatte e<strong>in</strong>en gehetzten Blick. Und wieder kl<strong>in</strong>gelte das Telephon.Er schluckte schwer und befahl dann: »Wenn der Mob angreift, nicht dasFeuer erwidern. Lediglich das Gebäude räumen und verh<strong>in</strong>dern, daß dieWaffen <strong>in</strong> falsche Hände geraten.«ÌVom VI. Bezirk kamen etwa vierzig Polizisten an. Ihr Revier wargestürmt worden. Schlimme Nachrichten kamen auch vom XII., XIV. und326

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