13.07.2015 Aufrufe

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fazekas erwidert: »Laßt uns <strong>in</strong> den Keller gehen! Sie haben Essen undWe<strong>in</strong> – wir können untertauchen, bis das Zeter- und Mordiogeschreiaufhört, und dann fangen wir an zu verhandeln!«Belegte Brote werden gebracht, Getränke gereicht, und Nagyverschw<strong>in</strong>det nach oben. Er hat beschlossen, e<strong>in</strong>en schriftlichen Redeentwurfzu verfassen. So handelt e<strong>in</strong> diszipl<strong>in</strong>ierter Parteimann.Nach e<strong>in</strong>er Weile kommt er wieder herunter, bittet um Ruhe und liestes vor. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Änderung wird vorgeschlagen und akzeptiert. Kurzdarauf ersche<strong>in</strong>t Halász mit dem Präsidentenwagen, um Nagy zumKossuth tér zu br<strong>in</strong>gen. Nagy ist offensichtlich nervös. Se<strong>in</strong>e Frau bittetFazekas und ihren Schwiegersohn Jánosi, ihn im Wagen zu begleiten:»Laßt ihn nicht aus den Augen!« fleht sie.Der Wagen, e<strong>in</strong> russischer Sim, ist groß und schwarz, wie das Autoe<strong>in</strong>es Mafiabosses. Dennoch ist er zu eng für die drei Männer auf demRücksitz – Fazekas, der sich gegen e<strong>in</strong> Fenster preßt, um Onkel Imre vore<strong>in</strong>er möglichen Attentäterkugel zu schützen, Jánosi und der ebenfallsrecht stattliche Imre Nagy. Halász sitzt vorn neben dem Fahrer. Währendsie die holprigen Feldwege von Buda h<strong>in</strong>unterfahren, kann Nagy kaumetwas sehen. Es ist mittlerweile völlig dunkel geworden. Als sie den Flußüberqueren, begegnen ihnen Lastwagen voller Menschen, die <strong>in</strong>Sprechchören Parolen rufen. Nagy, der noch niemals etwas Ähnlichesgesehen hat, beg<strong>in</strong>nt, um se<strong>in</strong> Leben zu fürchten.Se<strong>in</strong>e Hände umklammern krampfhaft das Redemanuskript. DieBrücke ist mit zertrampelten Flugblättern und weggeworfenen Plakatenübersät, als seien es die h<strong>in</strong>terlassenen Trümmer e<strong>in</strong>er durchziehendenArmee. Diese Armee hat jetzt auf dem Parlamentsplatz Stellung bezogenund wartet auf ihren Führer.ËÁ Stirnrunzelnd entdeckt Nagy e<strong>in</strong>eungewohnte Fahne, die an der Stelle, wo das kommunistische Emblem zuse<strong>in</strong> pflegt, durch e<strong>in</strong> Loch verstümmelt ist.»Wie groß ist die Menge?« fragt er. »200.000«, schätzt jemand.Nagys Augen glänzen. Von Moskau aus mußte er zu Millionen überden Rundfunk sprechen, zu lebenden Menschen hat er nur vorzusammengetrommeltem Parteivolk geredet. Er wischt sich mit e<strong>in</strong>em292

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!