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Aufstand in Ungarn

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erwiderte Nagy: ›Ja!‹ Aber man muß h<strong>in</strong>zufügen, daß die Situation sehrkompliziert war und daß Imre Nagy müde und nervös war. Es war ke<strong>in</strong>edurchdachte Entscheidung.«Demnach hatte Imre Nagy ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände erhoben. Warum sollte erauch? Er war e<strong>in</strong> Russisch sprechender, ehemaliger Sowjetbürger, der dengrößten Teil se<strong>in</strong>es Lebens als Erwachsener <strong>in</strong> Moskau verbracht hatte; erhatte sich se<strong>in</strong>en politischen Weg mit Hilfe der Sowjetarmee gebahnt.Jetzt machte er se<strong>in</strong>en ersten grundlegenden Fehler. Später bereute er ihnbitter und flüchtete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Notlüge, um ihn zu verheimlichen. Er bestärktedie allgeme<strong>in</strong>e Überzeugung, daß er weder mit der Entscheidung,sowjetische Panzer e<strong>in</strong>zusetzen, noch mit der gleichermaßenfolgenschweren Entscheidung, das Kriegsrecht zu verhängen, zu tunhatte.ÁÈAm 27. Oktober, als er sich immer weiter vom orthodoxen Kommunismuszu entfernen schien, wiederholte Nagy diese Dementis gegenüberSzilágyi, Aczél, Gimes, Löcsei und e<strong>in</strong>em halben Dutzend anderenIntellektuellen.ÁÍ Aber ke<strong>in</strong> Leugnen konnte die Tatsache verschleiern,daß er als M<strong>in</strong>isterpräsident <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rundfunkbotschaft die sowjetischeIntervention als »notwendig zur Wiederherstellung von Ruhe undOrdnung« bezeichnet hatte.Bis zum 30. Oktober war Nagy sich darüber im klaren, daß er damitse<strong>in</strong>em persönlichen Ansehen großen Schaden zugefügt hatte. Se<strong>in</strong>eRegierung verkündete daraufh<strong>in</strong> offiziell, daß jene beiden verhaßtenEntscheidungen das Werk von Gerö und Hegedüs waren (Hegedüs hattegerade e<strong>in</strong>en Tag vorher Budapest verlassen und war nach Moskaugeflogen). Als er von e<strong>in</strong>em österreichischen Reporter gefragt wurde,warum man <strong>in</strong> der Öffentlichkeit immer noch ihn verantwortlich mache,erwiderte er aufbrausend: »Zu der Zeit war ich gar nicht Mitglied derFührungsspitze. Es wird wohl so gewesen se<strong>in</strong>: Zuerst hieß es, es sei ›dieRegierung‹ gewesen. Zwei oder drei Tage später war ich die Regierung.Die Masse kann eben nicht differenzieren.«ÁÎ Selbst wenn man ihm zugutehält, daß er mit der deutschen Sprache nicht vertraut ist, sche<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>e348

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