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Aufstand in Ungarn

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neugierig <strong>in</strong> der Stadt umhergelaufen war und überall Leichen gesehenhatte, hörte die Rundfunkappelle und kehrte an se<strong>in</strong>en Arbeitsplatzzurück.ËÈ In se<strong>in</strong>em Büro konnte man den Lärm hören, der vom nurwenige hundert Meter entfernten Parlamentsplatz herüberdrang, undbeobachten, wie verirrte Kugeln <strong>in</strong> den gegenüberliegenden Gebäudene<strong>in</strong>schlugen. Plötzlich drang e<strong>in</strong>e Kugel durchs Fenster und tötete denPförtner der Firma. Das Büro wurde geschlossen. E<strong>in</strong> Freund sagte: »Laßuns die Kämpfe anschauen!« Als sie vor dem Corv<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>o standen, wurdeder Freund von e<strong>in</strong>em Granatsplitter getroffen. Er war auf der Stelle tot.»Ich war wütend und tödlich erschrocken«, erzählte der junge Mannspäter se<strong>in</strong>en amerikanischen Interviewern. Er nahm e<strong>in</strong>em toten Russendie Masch<strong>in</strong>enpistole ab und kämpfte während der folgenden fünf Stundenan der Seite der Corv<strong>in</strong>-Rebellen.Nach den Vorfällen auf dem Parlamentsplatz drängten mehrereTausend Demonstranten zur britischen Gesandtschaft. Fünfzig Personenglückte es, <strong>in</strong> das Gebäude zu gelangen. Leslie Fry, der weltmännischebritische Gesandte, kam herunter und hörte sich ihren atemlos vorgetragenenBericht an. E<strong>in</strong> Mann, der sich verständlicher als die anderenausdrücken konnte, protestierte gegen die Behauptung des Regimes, dieSowjettruppen hätten entsprechend den Bestimmungen des WarschauerPaktes <strong>in</strong>terveniert – dieser Pakt sah e<strong>in</strong>e Hilfe der Sowjets nur für denFall e<strong>in</strong>es Angriffs auf <strong>Ungarn</strong> von außen vor. Die Demonstranten batendie britische Regierung, diese »Aggression« vor die Vere<strong>in</strong>ten Nationenzu br<strong>in</strong>gen. Fry versicherte ihnen: »Ich tue me<strong>in</strong> Äußerstes, um me<strong>in</strong>eRegierung über die Ereignisse auf dem laufenden zu halten.« (Se<strong>in</strong>eGesandtschaft hatte e<strong>in</strong>en eigenen Sender.)ËÍMit dem Ruf »Die Arbeiter werden ermordet, wir wollen Hilfe«, zogdie Menge weiter zur amerikanischen Gesandtschaft. Vor der österreichischenMission stellte der Gesandte gerade e<strong>in</strong>en Konvoi zur Fahrt <strong>in</strong>Richtung Grenze zusammen. Der Reporter des Wiener Blattes NeuerKurier war wegen e<strong>in</strong>es Ausreisevisums zur Fremdenpolizei gegangen.Als er aus dem Keller des Hotels Astoria wiederauftauchte, fand er se<strong>in</strong>enWagen mit zertrümmerter W<strong>in</strong>dschutzscheibe und beschädigter418

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