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Aufstand in Ungarn

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nach Chruschtschows Versöhnungsvisite 1955 <strong>in</strong> Belgrad ebenfalls wiedergestiegen. Inoffizielle diplomatische Kontakte waren die Folge dieserFühlungnahmen. Nachdem bekannt wurde, daß Vásárhelyi im Juni vonse<strong>in</strong>em Presseposten abgelöst worden war, lud ihn der jugoslawischeLegationsrat Milan Georgievic zu e<strong>in</strong>em Empfang e<strong>in</strong>, und sie vere<strong>in</strong>barten,sich danach privat zu treffen. Im Laufe des Herbstes forderte er dieNagy-Gruppe auf, diese Beziehung zu e<strong>in</strong>er geheimen Verb<strong>in</strong>dung auszubauen.Es gab e<strong>in</strong> knappes Dutzend solcher Treffen. Aber es kam nichtviel dabei heraus.Georgievic nahm auch Kontakt mit Gimes auf, der ihn mit NagysSchwiegersohn Ferenc Jánosi bekannt machte. Dieser lieferte im März1956 der Botschaft Kopien von Nagys Schriften. Insgesamt erhielten dieJugoslawen 200 Seiten von Nagys geheimem Memorandum,e<strong>in</strong>schließlich der Kapitel, die er nach se<strong>in</strong>em Ausschlug aus der Parteigeschrieben hatte. Sie tragen die Titel: »Die fünf grundlegendenPr<strong>in</strong>zipien der <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen« – dar<strong>in</strong> wird für e<strong>in</strong>enAustritt aus dem Warschauer Pakt plädiert – sowie »Moral und Ethik«.Vásárhelyi bestätigt dies alles, mißt aber den Zusammenkünften e<strong>in</strong>eharmlosere Bedeutung bei, als es der Ankläger während se<strong>in</strong>es Prozessestut: »Wir bildeten uns e<strong>in</strong>, daß wir nicht mit der jugoslawischen Regierung<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung waren, sondern mit der jugoslawischen Partei und daß wirals Vertreter der ungarischen <strong>in</strong>nerparteilichen Opposition handelten. DieBriefumschläge waren niemals an die jugoslawische Regierung adressiert,sondern entweder an Tito als Führer der jugoslawischen Partei oder an dasZentralkomitee der jugoslawischen KP.«ÏFür Vásárhelyi schien das e<strong>in</strong> großer Unterschied zu se<strong>in</strong>. Er fügth<strong>in</strong>zu: »Wir haben nie e<strong>in</strong>e Antwort bekommen.« Doch <strong>in</strong> gewisser Weisepräsentierte die Botschaft e<strong>in</strong>e Antwort – und zwar unerwartet, e<strong>in</strong>esNachts Anfang November 1956.Zwischen den Zeilen der Manuskripte, die wie »Samisdat«-Flugblätterunter Nagys Freunden von Hand zu Hand g<strong>in</strong>gen, konnte man lesen, daße<strong>in</strong>e entscheidende Wandlung <strong>in</strong> Nagy vorgegangen war – Worte, diebesagten, daß er der Geschichte überliefern wollte, wie er diese Männer185

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