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Aufstand in Ungarn

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Die revolutionären Morgenzeitungen waren nicht so leicht zutäuschen. Die Schlagzeile der ungarischen Jugend lautete: »Wirprotestieren gegen das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen neuer Sowjettruppen <strong>in</strong> unser Land.«Gyula Oberszovskys Wahrheit fragte beim Revolutionskomitee desAußenm<strong>in</strong>isteriums lakonisch an, ob es stimme, daß der unpopuläreDelegierte <strong>Ungarn</strong>s bei den Vere<strong>in</strong>ten Nationen, Péter Kos, <strong>in</strong> Wirklichkeitder Öl<strong>in</strong>genieur Leo Konduktorow, e<strong>in</strong> Sowjetbürger sei; dasKomitee gab zu, daß das Außenm<strong>in</strong>isterium ihm diese gefälschte Identitätzugebilligt habe.Die neue KP-Zeitung Népszabadság [Freiheit des Volkes] erschienebenfalls. Herausgeber war Sándor Haraszti. Er hatte e<strong>in</strong>en realistischenArtikel über die zukünftigen Aussichten der Partei geschrieben und se<strong>in</strong>eZustimmung zu Nagys Forderung nach Neutralität des Landes undRückzug der sowjetischen Truppen zum Ausdruck gebracht. Harasztisprach sich <strong>in</strong> der Zeitung auch dafür aus, Kádárs neue Partei »von untenher« <strong>in</strong> den Fabriken, Dörfern, Büros und Universitäten, und nicht vonoben aufzubauen, wie es unter dem alten System der Fall war. PéterKendeÔ und Miklós Gimes schätzten diese neue Zeitung nicht. Sie g<strong>in</strong>gen<strong>in</strong> Nagys Büro und baten um Genehmigung, e<strong>in</strong>e unabhängige l<strong>in</strong>keWochenzeitung publizieren zu dürfen. Im Parlament hörten sie, wiejemand vom Verschw<strong>in</strong>den Kádárs sprach. Kende fragte sich, ob er wohlliquidiert worden sei – was nicht ausgeschlossen war, da er schließlich zurRákosi-Ära gehörte.Die Aussichten, die sich der amerikanischen Gesandtschaft an diesemVormittag <strong>in</strong> Budapest boten, waren düster. Bis zum Mittag lagen TomWailes’ Informationen über schätzungsweise fünfzehn motorisierte undvier Infanteriedivisionen vor. Er nahm e<strong>in</strong>en Stift und e<strong>in</strong>en gelbenNotizzettel und entwarf e<strong>in</strong>en scharfs<strong>in</strong>nigen Bericht an das StateDepartment: »Sowjetische Absichten wegen der Verwendung dieserüberwältigenden Streitmacht unklar. Vermute aber im Augenblick, daß sienach Abschluß aller Vorbereitungen der ungarischen Regierung e<strong>in</strong> Ultimatumstellen, vermutlich <strong>in</strong> der verschleierten Form von Verhandlungen662

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