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Aufstand in Ungarn

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An der Kilián-Kaserne kämpfte immer noch Oberst Maléter. Aufbeiden Seiten gab es schwere Verluste. Hauptmann Illés, Vater von vierK<strong>in</strong>dern und seit 1945 Parteimitglied, war von e<strong>in</strong>em verwundeten sowjetischenPanzeroffizier erschossen worden; der Russe wurde gefangengenommenund sagte aus, se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit sei von Rumänien aus nachBudapest geschickt worden. Zwei russische 122-mm-Geschütze aufSelbstfahrlafette waren nahe dem Café Valeria auf der Üllöi út <strong>in</strong> Stellunggegangen und nahmen systematisch die Kasernenecken unter Beschuß. Siewurden mit Molotow-Cocktails der Kämpfer von der Corv<strong>in</strong>-Passage zumSchweigen gebracht. Maléter erzählte später dem Reporter Sefton Delmer,e<strong>in</strong> ungarischer Offizier sei mit e<strong>in</strong>er weißen Fahne erschienen und habee<strong>in</strong> Exemplar der Zeitung Freies Volk mit Imre Nagys neuer Kab<strong>in</strong>ettslistezurückgelassen. »In se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung«, sagte der Nachrichtensprecher andiesem Morgen, »stimmt das neue ungarische Kab<strong>in</strong>ett . . . mit denInteressen des ganzen ungarischen Volkes übere<strong>in</strong>, es wird die wichtigstenForderungen der sechzehn Punkte erfüllen.« Aber der Rebellenoberstwiederholte se<strong>in</strong>e Hauptforderungen: die Rote Armee müsse sich sofortaus Budapest und bis Mitte November aus ganz <strong>Ungarn</strong> zurückziehen; dieRebellen müßten politische Entscheidungen <strong>in</strong>nerhalb der Armee treffenund – dies war vielleicht die bitterste Pille – auch Imre Nagy müsseöffentlich se<strong>in</strong>e Zustimmung zum <strong>Aufstand</strong> erklären.Imre Nagy seufzte, als diese Botschaft ihn erreichte. Er war e<strong>in</strong> alterMann und für e<strong>in</strong>en solchen Widerstand nicht gewappnet. Er würdeweitere Konzessionen machen müssen. Er schleppte sich langsam wie e<strong>in</strong>tödlich getroffener Cowboy die staubige Bahn entlang, die dierebellischen Horden schon längst h<strong>in</strong>ter sich hatten. Er würde sie niee<strong>in</strong>holen können. Am Morgen hielt er mit den Emissären des Kreml,Mikojan und Suslow, e<strong>in</strong>e Geheimkonferenz ab. Er forderte freie Handzur Lösung der Krise. Als Vorbed<strong>in</strong>gung verlangte er, daß Hegedüs, Geröund die anderen Stal<strong>in</strong>isten <strong>Ungarn</strong> auf der Stelle verlassen müßten. Diebeiden Sowjetfunktionäre erklärten sich damit e<strong>in</strong>verstanden. Um il Uhrbenachrichtigte man Hegedüs davon und gab ihm bis zum Nachmittag494

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