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Aufstand in Ungarn

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Klassenfe<strong>in</strong>de abgestempelt wurden. Margit durfte weder an derUniversität studieren noch <strong>in</strong> das Konservatorium oder <strong>in</strong> die Hochschulefür Theater und Film e<strong>in</strong>treten. 1951 war sie sich darüber im klaren, daßdie Zwangsverschickung unausweichlich bevorstand.»Nach und nach erfuhren wir E<strong>in</strong>zelheiten«, beschrieb sie diedamalige Situation. »Zuerst hörten wir, daß diese Mitteilung jedenMontag, Mittwoch und Freitag zugestellt wurde. Am darauffolgenden Tagkam der Lastwagen und nahm die Leute mit. Vom Hausmeister konntenwir ke<strong>in</strong>e Hilfe erwarten. Se<strong>in</strong> Sohn und se<strong>in</strong> Schwiegersohn waren beider ÁVH. Und als wir beobachteten, daß immer neue Mieter <strong>in</strong> das Hause<strong>in</strong>zogen, begannen me<strong>in</strong>e Mutter und ich uns große Sorgen zu machen.Jeder Montag, Mittwoch und Freitag waren für uns e<strong>in</strong> Frásznapok! E<strong>in</strong>Montag verg<strong>in</strong>g, dann der nächste. Am Dienstag sahen wir uns im K<strong>in</strong>odie Oper ›Tosca‹ von Pucc<strong>in</strong>i an – es war zwar ke<strong>in</strong> guter Film, aber wirhatten G<strong>in</strong>a Lollobrigida vorher noch nie gesehen. Anschließend g<strong>in</strong>genwir schlafen – immer noch fühlten wir uns wie auf glühenden Kohlen.›Wenn Großvater nur se<strong>in</strong> Geld auf dem Rennplatz verwettet hätte, anstattes sicher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnung anzulegen‹, dachte ich zum tausendsten Maleund wälzte mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bett ruhelos von e<strong>in</strong>er Seite auf die andere.Von welchem Teufel war Professor Zsengellér besessen, als er sich sodilettantisch auf solche Geschäfte e<strong>in</strong>ließ? Wie konnte er es wagen, diesse<strong>in</strong>en Angehörigen anzutun! ›Hat me<strong>in</strong>e bloße Anwesenheit dich beide<strong>in</strong>en Reisen gestört, Großvater?‹ «Um drei Uhr morgens kl<strong>in</strong>gelt es bei den Zsengellérs an der Tür. DerPolizist ist sehr höflich, es tue ihm leid zu stören, aber er müsse e<strong>in</strong>eamtliche Benachrichtigung abgeben und dafür von ihnen e<strong>in</strong>e schriftlicheBestätigung erhalten. So ist nun auch für Margit und ihre Mutter der Tagder »frász« angebrochen. Der Alptraum ist Wirklichkeit geworden. Mitdiesem Schreiben von der Größe e<strong>in</strong>er Postkarte teilt ihnen derInnenm<strong>in</strong>ister mit, daß sie b<strong>in</strong>nen vierundzwanzig Stunden Budapest zuverlassen hätten. Im Tausch für ihren Besitz werde ihnen e<strong>in</strong> Zimmer <strong>in</strong>der Nähe von Eger zugeteilt. Der Name dieses Orts sagt ihnen überhauptnichts.104

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