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Aufstand in Ungarn

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werden und man se<strong>in</strong>en Namen ruft. Er versucht, gelassen zu bleiben, aberallmählich überkommt ihn e<strong>in</strong> Gefühl der Unruhe.ÁÔTamás Aczél ist mitten durch die Menge gefahren, hat se<strong>in</strong>en Presseausweisvorgewiesen und <strong>in</strong> der Nähe des Kossuth tér geparkt. Er trifftTibor Méray, den erfahrenen Korea-Korrespondenten und andereParteijournalisten <strong>in</strong> gedrückter Stimmung an. Während das Fieber bei denMassen ansteigt, beg<strong>in</strong>nt das Blut <strong>in</strong> den Adern dieser strammenKommunisten zu Eis zu erstarren.»Jemand sollte lieber den Alten hierherbr<strong>in</strong>gen – und zwar schnell«,ruft Méray über den Lärm h<strong>in</strong>weg. Aczél eilt zu se<strong>in</strong>em geparkten Skodaund fährt los, um Imre Nagy zu holen.ËÊ In der Orsó út 41 trifft Aczél denalten Herrn, umr<strong>in</strong>gt von se<strong>in</strong>en Getreuen. Er sieht müde aus. Man drängtihn: »Sie müssen sofort h<strong>in</strong>gehen!« Aber Nagy zögert offensichtlichimmer noch.Aczél sagt: »Um Gottes willen, warum warten? Wenn Sie nicht unverzüglichaufbrechen, wird etwas Schreckliches geschehen. Möglicherweiseist es schon zu spät!«»Spät«, fährt Nagy ihn an. »Zu spät? Für was?«Aczél kann nicht antworten. Ke<strong>in</strong>er von ihnen hat je e<strong>in</strong>en solchenAbend durchgemacht, niemand kann vorhersagen, wie er enden wird. Esist klar, daß e<strong>in</strong> Land mit zehn Millionen se<strong>in</strong>e Faust nicht lange gegene<strong>in</strong>en Riesennachbarn mit 200 Millionen drohend erheben kann. Abervielleicht kann Nagys staatsmännische Führung und Schläue sich etwasvon der Energie der Masse, die sich vor dem Parlament zusammenballt,zunutze machen.Das Telephon läutet ununterbrochen. E<strong>in</strong>ige Anrufe kommen vonHalász, dem Sekretär des M<strong>in</strong>isterrats, der Nagy beschwört, doch zukommen und zu den Menschen zu sprechen. Auch György Fazekasversucht, Nagy zu überreden. Die ganze Situation ist zu heikel. Was kannNagy den Menschen bieten? Er ist ke<strong>in</strong> Demagoge. »Laßt diejenigen, diedie Masse aufgehetzt haben, erst e<strong>in</strong>mal die D<strong>in</strong>ge wieder <strong>in</strong>s Lot br<strong>in</strong>genund dann schreitet e<strong>in</strong>, um die Kontrolle zu übernehmen!«»Aber was machen wir denn jetzt?« fragt Nagy.291

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