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Aufstand in Ungarn

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Die stärkste Macht war die katholische Kirche. Zwei Drittel desLandes war katholisch. Aber diese Kirche blieb unversöhnlich. Zur Zeitder Bodenreform, die durch Imre Nagy erzwungen wurde, hatte die katholischeKirche ungefähr e<strong>in</strong>e halbe Million Hektar besessen, deren sie nunberaubt wurde. Rákosi verstaatlichte die kirchlichen Schulen, enteignetederen Besitz und befahl der Sicherheitspolizei, Kirchgänger zu verfolgen:Die Teilnahme an e<strong>in</strong>er religiösen Feier hatte die E<strong>in</strong>tragung e<strong>in</strong>es negativenVermerks auf e<strong>in</strong>er Kaderkartei zur Folge.Be<strong>in</strong>ahe alle Klöster wurden geschlossen, ihr Besitz konfisziert,Nonnen und Mönche <strong>in</strong> entfernte Dörfer deportiert, um neuen Haß gegendie Kirchen unter den Bauern zu schüren. Pornographische Literaturwurde gedruckt, die den Klerus als sexuell pervers oder im Konkub<strong>in</strong>atmit se<strong>in</strong>em weiblichen Personal lebend darstellen sollte. Nonnen wurdenlächerlich gemacht, und wenn e<strong>in</strong> Kranker um den Besuch e<strong>in</strong>es Priestersbat, mußte er e<strong>in</strong> schriftliches Gesuch e<strong>in</strong>reichen.E<strong>in</strong>e überragende Persönlichkeit verkörperte die Macht der katholischenKirche <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong>: der Primas, der traditionsmäßig als Zweiternach dem Staatsoberhaupt rangierte. Seit dem 17. September 1945 wardies Kard<strong>in</strong>al M<strong>in</strong>dszenty.Er wurde als Joseph Péhm am 29. März 1892 <strong>in</strong> dem bescheidenenDorf Csehim<strong>in</strong>dszent geboren, dessen Namen er später annahm. DerKard<strong>in</strong>al war e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drucksvolle Persönlichkeit: willensstark, weltfremd,altmodisch und unpraktisch, mit dunklem Te<strong>in</strong>t und eigenwilligen,adlerähnlichen Gesichtszügen strahlte er vielleicht sogar e<strong>in</strong>en Hauch vonFanatismus aus. Als Bischof von Veszprem war er wegen se<strong>in</strong>erausgesprochen antisemitischen Ansichten bekannt. Auch hatte er 1944nichts gegen die Ausweisung von Juden unternommen – wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emvertraulichen Bericht des US-Intelligence Service vom November 1945hieß.Ô Aber er half dem Nazi-Widerstand durch e<strong>in</strong>en Grafen Pálffy, unddieser nutzte se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungen zum Vatikan, um zu erreichen, daßM<strong>in</strong>dszenty zum Fürstbischof erhoben wurde. »Es besteht kaum e<strong>in</strong>Zweifel, daß er streng antikommunistisch ist«, bestätigt e<strong>in</strong> amerikanischerBericht. »Es wird nicht leicht für ihn se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en klugen Kurs für52

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