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Aufstand in Ungarn

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Unter Führung des gutmütigen Professors der Wirtschaftsgeographie,Tamás Nagy, g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Delegation von Intellektuellen zum M<strong>in</strong>isterpräsidenten,der <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong>s Parlamentsgebäude umgezogen war.Sowjetische Panzer bewachten noch immer das Gebäude. Sie hocktenbewegungslos und aufgebläht wie Küchenschaben vor e<strong>in</strong>em schwarzenApfelgehäuse. Es handelte sich um Panzer mit den vertrauten rundenTürmen und den weit ause<strong>in</strong>andergezogenen großen Nummern an derSeite. Ihre Geschütze waren seitwärts <strong>in</strong> die Luft gerichtet. Die Delegationbegab sich <strong>in</strong> das Gebäude, wo sie dem stellvertretenden M<strong>in</strong>isterpräsidentenFerenc Erdei begegnete. Er sagte, er wäre bereit, der Delegation zuhelfen. Doch niemand hatte Zeit für Erdei. Die Delegierten bestandendarauf, den M<strong>in</strong>isterpräsidenten selbst zu sehen. Tamás Nagy er<strong>in</strong>nertsich: »Es war schwer, mit dem Imre Nagy persönlich zu sprechen, er warsehr beschäftigt, sehr viele Delegationen standen draußen vor se<strong>in</strong>emZimmer. Als er endlich erschien, sah er schrecklich müde aus, wir konntenihn nur e<strong>in</strong> paar Sekunden sprechen.« Die Intellektuellen rieten Imre Nagyvor allem, er solle die Werktätigen bewaffnen. Der Tonfall des M<strong>in</strong>isterpräsidentenwurde bitter: »Das ist zur Zeit unmöglich, weil e<strong>in</strong> großer Teilder Arbeiterschaft jetzt unzuverlässig ist«, sagte er.ÁÓGegen 17.30 Uhr kehrte Oberst Nádor zum Luftwaffenhauptquartierzurück und teilte mit: »General Király hat verlangt, daß wir uns zurückhalten,bis er grünes Licht gibt. Also wird es ke<strong>in</strong>e Bombardierung geben– das würde außerhalb <strong>Ungarn</strong>s lediglich als faschistische Provokationangesehen werden. Wir müssen uns wegen unserer Freiheit an dieSowjetunion wenden, denn die Russen stehen uns näher als der Westen.«Dennoch fügte Nádor h<strong>in</strong>zu: »Laßt uns aber auf alle fälle bereit se<strong>in</strong>,Bomben zu werfen. Ich werde den Befehl geben, wenn es sich alsnotwendig erweist.«Als Nádor diese Erklärung <strong>in</strong> Budapest abgab, wuchs <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gtondie Verwirrung. Um 10.22 Uhr rief John Foster Dulles se<strong>in</strong>en Bruder, denCIA-Direktor, an und sagte: »Es gibt e<strong>in</strong>e Menge E<strong>in</strong>zelheiten, die sich522

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