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Aufstand in Ungarn

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gegeben, wurden Stadt im Morast, das Meisterwerk von Károly Jobbágy,und das überall bekannte und berühmte Gedicht von György Faludyabgedruckt, das er <strong>in</strong> Recsk <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Liebesbriefes an se<strong>in</strong>e Fraugeschrieben hatte: A tömlöcbö Zsuzsának [Aus dem Gefängnis anSusanne].Die Veröffentlichungen dieser Zeitschriften hatten e<strong>in</strong>e tiefgreifendeWirkung: Die Menschen erkannten, daß sie nicht mehr alle<strong>in</strong> waren. AlsFerenc Reményi – früher Feldwebel, nun e<strong>in</strong> Ingenieur von siebenunddreißigJahren, der mit se<strong>in</strong>en zwei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern auf dem Gellért-Hügel lebte – 1953 von Stal<strong>in</strong>s Tod erfuhr, feierten er und se<strong>in</strong>e Frau diesEreignis durch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Festessen bei e<strong>in</strong>er guten Flasche We<strong>in</strong>.ÁÓ E<strong>in</strong>Jahr später, als se<strong>in</strong> Sohn mit sechs Jahren e<strong>in</strong>geschult werden sollte under ihn an diesem Morgen begleitete, verabschiedete er sich von demkle<strong>in</strong>en Kerl: »Paß auf, me<strong>in</strong> junge, <strong>in</strong> der Schule darfst du nicht e<strong>in</strong>maldaran denken, auch nur e<strong>in</strong> Wort von dem weiterzuerzählen, worüber wirzu Hause gesprochen haben – sonst sperren sie de<strong>in</strong>en Vati <strong>in</strong>sGefängnis!« Er mußte se<strong>in</strong>en eigenen Sohn am ersten Schultag zurUnaufrichtigkeit erziehen. Auch diese, ihm und se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Familieauferzwungene Verletzung des menschlichen Anstandes g<strong>in</strong>g auf dasKonto der Kommunisten.Ferenc Reményi war von allen Angestellten der erste, der mit derLiteraturzeitung, <strong>in</strong> der Hand se<strong>in</strong>en Arbeitsplatz – e<strong>in</strong> Ingenieurbüro amVáci út – betrat. Das war im Januar 1956. Im März schon lasen alle se<strong>in</strong>eFreunde heimlich <strong>in</strong> der Mittagspause diese Zeitung, und im Augustwurden die Artikel bereits offen diskutiert.Am Sonntagabend standen vor den Zeitungsständen die LeuteSchlange, um die neueste Ausgabe zu bekommen, die für das Zwei- bisDreifache ihres regulären Preises von Hand zu Hand weiterverkauftwurde. Nicht selten mußte die Polizei ihre Gummiknüppel benutzen, umdie Ordnung wiederherzustellen.Die Partei steckte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dilemma. Die Geister, die sie rief, wurdesie nun nicht mehr los. Doch ihre alte Skrupellosigkeit fehlte, sie konnte228

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