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Aufstand in Ungarn

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Gast das Saufgelage – der ungarische Parteivorsitzende Gerö! Späterschrieb Tito: »(Gerö) erschien <strong>in</strong> Sack und Asche . . . und gelobte dieWiedergutmachung aller begangenen Fehler.« Offensichtlich warChruschtschow auf Biegen und Brechen entschlossen, dieMe<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten zwischen den beiden benachbartenStreithähnen auszubügeln, bevor das gesamte Sowjetimperium <strong>in</strong> Stückeg<strong>in</strong>g. Der Knalleffekt war, daß Tito widerstrebend die ungarischenParteiführer zu e<strong>in</strong>em baldigen Besuch nach Belgrad e<strong>in</strong>lud.ÍGenau das hatte Nagy <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en weitschweifigen, schriftlichen Ausführungenimmer gepredigt. Als Gegner aller Supermächte schrieb er:»E<strong>in</strong> Staatenbündnis, das Machtblöcke schafft, führt früher oder später zubewaffneten Ause<strong>in</strong>andersetzungen.« Er behauptete, daß die berühmten»Fünf Pr<strong>in</strong>zipien« der Neutralität, die kurz vorher auf der afroasiatischenKonferenz <strong>in</strong> Bandung ausgearbeitet worden waren, auch auf Länder wie<strong>Ungarn</strong> angewendet werden könnten, die <strong>in</strong> die Lage versetzt werdensollten, auf e<strong>in</strong>em »anderen Weg zur sozialistischen Gesellschaft zugelangen als die Sowjetunion«. Diese Sprache war gefährlich. Nagy g<strong>in</strong>gnoch weiter und hob Jugoslawien als Modell hervor. Se<strong>in</strong>er Wunschvorstellungentsprach e<strong>in</strong> Staatenbund mittel- und osteuropäischerNationen.Natürlich war er sich der Zwangslage bewußt, <strong>in</strong> der se<strong>in</strong> Land sichbefand. E<strong>in</strong> völliger Rückzug aus dem Moskauer Machtbereich konnte<strong>Ungarn</strong> ke<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gen. »Es wäre e<strong>in</strong> geschichtlicherTrugschluß«, schrieb er, »e<strong>in</strong> nicht wiedergutzumachender Fehler, denVersuch zu unternehmen, die zwischen <strong>Ungarn</strong> und der Sowjetunionbestehenden engen nachbarlichen Beziehungen auf jedem Gebiet und dieZusammenarbeit e<strong>in</strong>zuschränken, deren Weiterentwicklung im Interesseunseres Landes liegt.«Nagy war über alle Maßen stolz auf diese Aufzeichnungen, obgleich erwußte, daß sie Dynamit enthielten. Als ihm der Prozeß gemacht wurde,erzählte e<strong>in</strong> Mitglied se<strong>in</strong>er Gruppe, der »Alte« habe e<strong>in</strong>mal angedeutet:»Es wäre der Partei bestimmt nicht recht, wenn sie W<strong>in</strong>d von me<strong>in</strong>enAktivitäten bekäme.« Gelegentlich gewährte er jedoch e<strong>in</strong>igen sorgfältig240

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