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Aufstand in Ungarn

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sobald Ruhe und Ordnung wiederhergestellt wären. Aber selbst dieseunzureichende Verpflichtung fehlte, als die Verlautbarung des ZK vierStunden später im Rundfunk wiederholt wurde.ËÓAm 26. Oktober fiel auch das rote Csepel, die Industrie<strong>in</strong>sel im SüdenBudapests, <strong>in</strong> die Hände der Rebellen. Das Polizeigebäude wurde gestürmtund die Zellen mit Gewalt geöffnet, um die <strong>in</strong> den vorhergehenden Tagendort e<strong>in</strong>gesperrten Menschen zu befreien. Dann plünderte der Mob dasHaus der Partei. Hier wurde beobachtet, wie die Tochter des Vorsitzendendes Stadtrats, József Kalamár, <strong>in</strong> die Menge schoß und ÁVH-Leute ausden Fenstern feuerten, bevor sie sich im Keller versteckten. Mit Feuerwehrschläuchentrieb man sie aus dem Haus. Das geräumige Gebäudewurde vierundsechzig dankbaren Familien aus Csepel als Wohnraum zurVerfügung gestellt.ËÔScharen bewaffneter und triumphierender Rebellen säuberten dieSlums von Csepel von Funktionären, die ihnen das Leben zur Höllegemacht hatten. Erster auf ihrer Liste war Kalamár selbst: Der e<strong>in</strong>undsechzigjährige,Sohn e<strong>in</strong>es Straßenarbeiters, war seit 1918 Lagerverwalterim Stahlwerk Manfred Weiss hier <strong>in</strong> Csepel gewesen und hatte e<strong>in</strong> langesStrafregister wegen Agitation, Schlägereien und Arbeitsverweigerung, bisdie Werksleitung ihn als Unruhestifter auf die schwarze Liste setzte und ernicht mehr beschäftigt wurde. Zehn Mann verfolgten ihn und entdecktenihn schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule <strong>in</strong> der Szent István út Nr. 170 <strong>in</strong> derStadtmitte. Man schleppte ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e leere Wohnung des Hauses Nr. 153und erschoß ihn. Se<strong>in</strong>e Leiche wurde mit Füßen getreten und se<strong>in</strong> Mundmit Sand gefüllt. Es hieß, er habe, als er entdeckt wurde, den Russengerade e<strong>in</strong>e Funkmeldung durchgegeben.ÈÊ Am selben Tage erschien derfünfunddreißigjährige Dreher András Bordás <strong>in</strong> dem stillgelegten Stahlwerk,um se<strong>in</strong>en Lohn abzuholen. Ob das, was nun passierte, deshalbgeschah, weil er als e<strong>in</strong>er der verhaßten Stachanow-Arbeiter den Kossuth-Preis erhalten hatte oder ob er tatsächlich e<strong>in</strong> ÁVH-Mann war, wird <strong>in</strong> denDarstellungen nicht erwähnt. Plötzlich rief jemand: »Das ist der Ávo, dergestern das K<strong>in</strong>d erschossen hat!« E<strong>in</strong>e Beschuldigung war444

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