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Aufstand in Ungarn

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Präsident István Dobi, das Staatsoberhaupt, schloß sich ihnen heimlichan. Se<strong>in</strong>e Bauernschläue hatte ihn nicht im Stich gelassen. Durch e<strong>in</strong>enSchleier von Alkohol erkannte er, daß Nagy zum Scheitern verurteilt war.Immer neue Berichte über die sowjetischen Truppenbewegungenerreichten Nagy. Voller Schrecken hörten die alten M<strong>in</strong>ister im Parlamentvon immer neuen Freveltaten des Kab<strong>in</strong>etts Nagy. Er wollte denWarschauer Pakt kündigen, er hatte die Neutralität des Landesproklamiert. Was würde er wohl als nächste »Beschlüsse des Kab<strong>in</strong>etts«verkünden? – Er tat, als habe die gesamte Regierung dies alles entschieden– nicht nur se<strong>in</strong> ausgewähltes »Engeres Kab<strong>in</strong>ett«. An diesem Nachmittagdes 2. November kochte die Clique vor Entrüstung. Um 16.05 Uhr war <strong>in</strong>den Rundfunknachrichten verkündet worden: »In der Zusammensetzungder Nationalregierung werden <strong>in</strong> Kürze, möglicherweise noch im Laufedes Tages, Änderungen vorgenommen werden. M<strong>in</strong>ister, die dasVertrauen der Bevölkerung verloren haben, werden abgesetzt.« Was füre<strong>in</strong>e Sprache!Dobi erklärte undeutlich murmelnd se<strong>in</strong>e Zustimmung. E<strong>in</strong>e knappeStunde später verbreitete der Rundfunk e<strong>in</strong>e neue Anordnung: »AlleGeschichtsbücher, die zur Zeit <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en und höheren Schulenbenutzt werden, s<strong>in</strong>d zurückzuziehen. Sowjetische Literatur wird nichtmehr gelehrt. Der Zwangsunterricht <strong>in</strong> russischer Sprache hat aufzuhören.Die russisch-ungarische ›Maxim-Gorki-Schule‹ wird geschlossen . . . «Die drei M<strong>in</strong>ister marschierten <strong>in</strong> Imre Nagys Sekretariat undverlangten ihn zu sprechen. Aber se<strong>in</strong>e sonst eher schüchterne Sekretär<strong>in</strong>,Frau Balogh, ließ sie nicht durch: »Der M<strong>in</strong>isterpräsident hat angeordnet,niemand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zulassen – er ist mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wichtigen Besprechung«,sagte sie. Das machte die M<strong>in</strong>ister nur noch wütender. Frau Nagyübernahm die Führung, schob die Sekretär<strong>in</strong> beiseite und drang <strong>in</strong> dasZimmer des M<strong>in</strong>isterpräsidenten e<strong>in</strong>. Dort befand sich auch Tildyzusammen mit General Kovács und e<strong>in</strong>em Armeeoffizier. Tildy gab ihrdie Hand, Imre Nagy absichtlich nicht. Sie stotterte: »Wir lehnen dieseBeschlüsse ab . . . und wir s<strong>in</strong>d nicht bereit, die Verantwortung dafür zuübernehmen! Merken Sie sich: Sie werden uns nicht entlassen, wir treten645

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