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Aufstand in Ungarn

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Mittlerweile ist die Abendausgabe der Parteizeitung Esti Budapesterschienen. Sie verschweigt die wichtigsten Forderungen: den Abzug derRussen, die Entfernung des Stal<strong>in</strong>-Denkmals und e<strong>in</strong>en Stopp derUranlieferungen an die UdSSR. Mehrere Studenten, die genug davonhaben, ständig getäuscht zu werden, beschließen, die vollständige Listezum Funkhaus zu br<strong>in</strong>gen, um deren Veröffentlichung durchzusetzen.ÁÎDie allgeme<strong>in</strong>e Aufregung steckt an. Um 18 Uhr drängen sich riesigeMenschenmassen durch die Hauptstraßen und die Rákóczi út. GanzeReihen von führerlosen und verlassenen Straßenbahnen stehen dichth<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander am Len<strong>in</strong> körút. Der Busfahrer Zoltán Szabó, der endlichim Depot an der Pasaréti út angelangt ist, hat den Wagen voller Studenten,die nicht aussteigen wollen. Die Studenten streiten mit dem Schaffner undbestehen darauf, daß jeder verfügbare Bus zur Beförderung vonDemonstranten stadte<strong>in</strong>wärts verwendet wird. Die Parteifunktionäre derDepots s<strong>in</strong>d damit nicht e<strong>in</strong>verstanden, doch während sie nochdiskutieren, hört man das Tuckern von Dieselmotoren; die Busse setzensich <strong>in</strong> Bewegung, mit Studenten am Steuer. Szabó folgt dem Konvoi, dieanderen Fahrer, ebenfalls ke<strong>in</strong>e Regimefreunde, kommen nach. E<strong>in</strong>Student spr<strong>in</strong>gt auf: »Los, zum Funkhaus!«Die Menge vor dem Parlament ruft immer noch nach Imre Nagy. Manwill, daß er zu ihr spricht. Der Journalist Péter Erdös beschließt ebenfalls,zum Funkhaus zu fahren, um e<strong>in</strong>en Lautsprecherwagen zu holen. Er bittetden Fahrer e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Lieferwagens, ihn dah<strong>in</strong> zu br<strong>in</strong>gen. Der Fahrersagt sofort: »Natürlich.« Es ist bezeichnend für die allgeme<strong>in</strong>e Stimmung,daß der Fahrer überhaupt nicht fragt, wer der andere ist und warum er zumFunkhaus will. Erdös bietet ihm e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kgeld an, aber der Mann weigertsich, es anzunehmen. Das Ganze ist irgendwie seltsam, unwirklich undtraumgleich. In der Bródy utca haben sich schon e<strong>in</strong>e Menge junger Leuteversammelt, die offensichtlich von dem ungewohnten Anblick derwogenden Menschenmenge und der Sicherheitspolizei angezogen wurden.Noch s<strong>in</strong>d die Tore des Funkhauses offen, und man läßt Erdös h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.Mitten <strong>in</strong> der Stadt, im Parlamentsgebäude, stehen verstummte288

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