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Aufstand in Ungarn

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der städtischen Bevölkerung gärte es. Ständig kamen ausländische Wagenmit Journalisten und Lieferungen des Roten Kreuzes. Man hörte dieSender nichtkommunistischer Rundfunkstationen jenseits der Grenze.Jedes westliche Auto wurde umdrängt, die Journalisten herausgeholt, manzeigte ihnen die ÁVH-Kerker, die Tonbänder mit abgehörten Telephongesprächen,die schalldichten Folterkammern und die Blutflecken an denWänden – schließlich die zerbrochenen Äste und Blutspuren am Gehwegzum nahen Magyaróvár, wo der ÁVH-Soldat gelyncht worden war.Í Hier,<strong>in</strong> Györ, hatte sich die ÁVH aufgelöst, der Chef der Geheimpolizei war <strong>in</strong>die Tschechoslowakei geflohen, und der Militärkommandant hatte sichmit se<strong>in</strong>en Soldaten den Aufrührern angeschlossen.Von noch größerer Bedeutung war, daß die <strong>in</strong> Györ stationiertensowjetischen Soldaten sich aus allem herausgehalten hatten – sie warenentgegenkommender und lässiger geworden, so wie die deutschenOffiziere 1944 im besetzten Frankreich. Der sowjetische Kommandeurlehnte es entschieden ab, sich <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternen Angelegenheiten der <strong>Ungarn</strong>e<strong>in</strong>zumischen, und me<strong>in</strong>te: »Ich glaube, daß der <strong>Aufstand</strong> . . . gegen dietyrannischen Führer gerechtfertigt ist.«Î Als die Bürger von Györ ihnhöflich baten, die Grenzen der Stadt zu verlassen, verlagerte er zuvorkommendse<strong>in</strong>e Truppen <strong>in</strong> das nächste Dorf, nach Györszentiván, undschlug se<strong>in</strong> Lager <strong>in</strong> den benachbarten Wäldern auf. Die <strong>Ungarn</strong> warenverblüfft, aber dankbar und schickten Lebensmittel für se<strong>in</strong>e hungrigenSoldaten und Milch für die Familien. E<strong>in</strong>ige Tage später gab er e<strong>in</strong>eErklärung ab, um se<strong>in</strong>en persönlichen Ärger darüber zum Ausdruck zubr<strong>in</strong>gen, daß man se<strong>in</strong>e Soldaten provoziert habe: »Man bewarf sie mitSte<strong>in</strong>en und bespuckte sie«, erklärte er. Der Reporter der GyörerRebellenzeitung berichtete: »Als wir uns trennten, sagte mir dersowjetische Militärkommandeur, daß er uns <strong>in</strong> bester Er<strong>in</strong>nerung behaltenwerde.«ÏDer oppositionelle Kern <strong>in</strong> Györ begann sich am 27. Oktober herauszuschälen.Unter der Führung von György Szabó, e<strong>in</strong>em Metallarbeiter,der stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em blauen, fadensche<strong>in</strong>igen Anzug erschien, wurde e<strong>in</strong>Arbeiterrat gebildet. Außerdem konstituierte sich e<strong>in</strong> größeres politisches490

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