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Die verbogene Raum-Zeit

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Alle Körper fallen im Schwerefeld gleich schnell, unabhängig von<br />

ihrer Masse. Auf die größere Kugel wirkt die Schwerkraft zwar<br />

doppelt so stark, jedoch ist auch die Trägheitswirkung doppelt so<br />

stark, und deshalb fallen beide gleich schnell - ein Sachverhalt, der<br />

schon von Galilei beschrieben worden ist.<br />

Wenn Sie die »Principia« genau lesen, werden Sie feststellen,<br />

daß mich diese Gleichheit der beiden im Grunde verschiedenen<br />

Massen sehr erstaunt hat. Beide sind so unterschiedlich wie Äpfel<br />

und Birnen, und doch sind sie exakt proportional, so daß die meisten<br />

Menschen Mühe haben, überhaupt den Unterschied zwischen<br />

den beiden Begriffen zu registrieren. Nun - ich habe mich hierin<br />

nicht täuschen lassen, sondern habe sogar Experimente durchgeführt.<br />

<strong>Die</strong> Gleichheit der trägen und der schweren Masse führt ja<br />

dazu, daß die Schwingungsdauer eines Pendels nicht vom Material<br />

abhängt, aus dem das Pendel besteht. Eine Pendeluhr, deren Pendel<br />

aus Eisen besteht, zeigt dieselbe <strong>Zeit</strong> an wie eine Uhr, bei der das<br />

Pendel aus Kupfer ist, vorausgesetzt, daß beide Pendel gleich lang<br />

sind. So habe ich die Schwingungsdauer eines Pendels aus Holz<br />

mit der eines Pendels aus Gold verglichen. Später experimentierte<br />

ich mit Silber, Blei und Glas; auch mit Pendeln, deren Hauptmasse<br />

aus Wasser bestand, arbeitete ich.<br />

Schließlich kam ich zu der Schlußfolgerung, daß träge und<br />

schwere Masse einander mindestens bis zu einer Genauigkeit von<br />

eins zu tausend gleich sein müssen. Meine ursprüngliche Hoffnung,<br />

doch eine Abweichung zu sehen, erfüllte sich nicht, und ich<br />

begann mich zu wundern, warum träge und schwere Massen überhaupt<br />

einander proportional sind.<br />

Haller: Übrigens waren Sie nicht der einzige, der sich über diese<br />

Gleichheit gewundert hat. Heinrich Hertz, der Entdecker der elektromagnetischen<br />

Wellen, hat nach Ihnen gegen Ende des vergangenen<br />

Jahrhunderts darüber nachgedacht, und auch Ernst Mach, der<br />

große Wiener Physiker. Roland von Eötvös, der ungarische<br />

Physiker, führte Ende des vergangenen Jahrhunderts mit Hilfe von<br />

speziell konstruierten Waagen Experimente durch, die die Äquivalenz<br />

von träger und schwerer Masse mit einer Präzision von fünf<br />

zu einer Milliarde zeigten.<br />

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