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Die verbogene Raum-Zeit

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Haller: Nach den heute vorliegenden Erkenntnissen trägt die dunkle<br />

Materie, von der man nicht weiß, woraus sie hauptsächlich<br />

besteht, etwa zehnmal soviel zur kosmischen Materie bei wie die<br />

normale Sternmaterie.<br />

Newton: Unglaublich - das bedeutet, daß die gravitative Dynamik<br />

der Galaxien und galaktischen Haufen völlig durch die dunkle<br />

Materie bestimmt wird. <strong>Die</strong> Materie, die wir in Gestalt von Sternen<br />

sehen, ist damit nur eine kleine Zugabe zu den dunklen Materiewolken,<br />

wie das Gewürz in der Suppe, das zwar auffällig<br />

schmeckt, aber zur Substanz fast nichts beiträgt.<br />

Haller: Es gibt zudem indirekte Hinweise, daß die dunkle Materie<br />

nicht aus Atomen besteht, sondern aus anderen Objekten, möglicherweise<br />

Neutrinoteilchen, also den neutralen Verwandten des<br />

Elektrons, die ich bereits in meinem Berliner Vortrag erwähnte,<br />

oder aus völlig neuartigen Teilchen. Der Phantasie der Teilchenphysiker<br />

sind hier keine Grenzen gesetzt.<br />

Jedenfalls ist die Suche nach diesen Teilchen in vollem Gang.<br />

<strong>Die</strong> Klärung des Problems der dunklen Materie ist eines der brennendsten<br />

Probleme der heutigen Physik und Astrophysik. Vom<br />

Anteil der dunklen Materie hängt es also ab, ob die Expansion<br />

unseres Kosmos auf immer fortschreitet oder irgendwann zum<br />

Halten kommt und ob der Kosmos unendlich oder endlich groß ist.<br />

Einstein: Welch eine Ironie - eine neue Kopernikanische Wende<br />

scheint sich da anzubahnen. Kopernikus fand heraus, daß nicht die<br />

Erde, sondern die Sonne das Zentrum der Welt darstellt. Als nächstes<br />

erweiterten die Astronomen den Weltraum, als sich herausstellte,<br />

daß Giordano Bruno recht hatte und die Sonne nur einer<br />

von hundert Milliarden Sternen in der Galaxie ist. Dann kam<br />

Hubble, und unsere Galaxie wurde zum einfachen Soldaten einer<br />

ganzen Armee von Galaxien degradiert. Und jetzt stellt es sich heraus,<br />

daß die Materie im Kosmos vornehmlich aus Komponenten<br />

besteht, die nichts oder nur wenig mit der normalen Materie zu tun<br />

haben, aus der die Sterne, unser Planet und wir selbst bestehen,<br />

also mit Atomkernen und Elektronen. Wir, die wir aus diesen unbedeutenden<br />

Teilchen bestehen, haben also allen Grund, bescheiden<br />

zu sein.<br />

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