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Die verbogene Raum-Zeit

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und erst einmal die Rückwirkung der Materie auf den <strong>Raum</strong> außer<br />

acht lassen. Zunächst wollen wir einmal auf den dreidimensionalen<br />

<strong>Raum</strong> übertragen, was wir gestern für den Flachraum entwickelt<br />

haben. <strong>Die</strong> entscheidende Idee der Mathematiker im vergangenen<br />

Jahrhundert, allen voran Gauß und Riemann, war, daß auch der<br />

dreidimensionale <strong>Raum</strong>, also der <strong>Raum</strong>, in dem wir leben, Krümmungseigenschaften<br />

haben könnte. <strong>Die</strong>s würde bedeuten, daß wir<br />

die Eigenschaften unseres <strong>Raum</strong>es durch einen metrischen Tensor<br />

beschreiben können, der von Punkt zu Punkt variieren kann und<br />

der damit die Krümmung festlegt.<br />

Newton: Wollen Sie damit auch sagen, daß wir in unserem dreidimensionalen<br />

<strong>Raum</strong> die Krümmung direkt beobachten könnten, so<br />

wie unsere hypothetischen Flachlinge, etwa durch Vermessung von<br />

Dreiecken oder Kreisen?<br />

Einstein: Genau dies. Gauß hat es sogar versucht. Mit den besten<br />

geodätischen Instrumenten seiner <strong>Zeit</strong> machte er sich daran, das<br />

Dreieck zu vermessen, das von den Gipfeln des Inselsbergs, des<br />

Brocken und des Hohen Hagen gebildet wird. Vor allem wollte er<br />

feststellen, ob die Summe der drei Winkel tatsächlich 180 Grad<br />

beträgt, wie in einem euklidischen, also strukturlosen <strong>Raum</strong> erwartet,<br />

oder ob es da eine Abweichung gibt. Gefunden hat er nichts.<br />

<strong>Die</strong> Summe der Winkel war, innerhalb der recht großen Fehlergrenzen,<br />

konsistent mit 180 Grad.<br />

Heute wissen wir, daß der <strong>Raum</strong> in Erdnähe durch die Gravitation<br />

in der Tat etwas gekrümmt ist. Allerdings ist der Effekt so<br />

klein, daß Gauß keine Chance hatte, etwas zu beobachten. Aber er<br />

war immerhin auf der richtigen Fährte.<br />

Haller: Nur ein paar mathematische Details: <strong>Die</strong> geometrischen<br />

Eigenschaften des dreidimensionalen gekrümmten <strong>Raum</strong>es,<br />

genauer seine Krümmungsstruktur, werden ebenso wie bei einer<br />

Fläche durch den metrischen Tensor beschrieben, der die metrischen<br />

Eigenschaften, also die Abstandsverhältnisse, festlegt. <strong>Die</strong><br />

Krümmung wird durch den Krümmungstensor festgelegt, der seinerseits<br />

aus dem metrischen Tensor bestimmt werden kann.<br />

Einstein: Lieber Freund - Sie und ich kennen die Fachsprache der<br />

Mathematik für die nichteuklidische Geometrie in- und auswendig,<br />

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