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Die verbogene Raum-Zeit

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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte der englische Naturforscher<br />

John Michell die folgende einfache Idee: Nehmen wir an, wir<br />

schießen von der Oberfläche eines Sterns kleine Teilchen in den<br />

Weltraum. Falls die Anfangsgeschwindigkeit der Teilchen nur<br />

mäßig ist, dann werden die Teilchen in die Höhe fliegen, aber nach<br />

kurzer <strong>Zeit</strong> infolge der Gravitation umkehren und zur Sternoberfläche<br />

zurückfallen. Es ist jedoch möglich, daß die Teilchen in den<br />

Weltraum hinausfliegen, falls die Anfangsgeschwindigkeit genügend<br />

groß ist, also größer als eine bestimmte Fluchtgeschwindigkeit.<br />

Im Falle der Erde ist diese Fluchtgeschwindigkeit wohlbekannt,<br />

nämlich etwa 11 km/s.<br />

Newton: Es ist trivial, die Fluchtgeschwindigkeit für jeden Stern<br />

oder Planeten auszurechnen. Warten Sie - im Fall der Sonne erhalte<br />

ich etwa 620 km/s. <strong>Die</strong> Fluchtgeschwindigkeit hängt nur von<br />

zwei Dingen ab, von der Masse des Sterns und vom Durchmesser.<br />

Je größer die Masse, um so größer ist die notwendige Fluchtgeschwindigkeit.<br />

Bei einer Verkleinerung des Radius bei gleicher<br />

Masse wird die Fluchtgeschwindigkeit ebenfalls größer, da dann<br />

die Gravitation auf der Oberfläche stärker ist.<br />

Haller: Hier nun setzt Michells Überlegung ein. Er läßt die Masse<br />

des Sterns konstant und verringert den Radius, bis die Fluchtgeschwindigkeit<br />

gleich der Lichtgeschwindigkeit wird. Das bedeutet:<br />

Er untersucht den Fall, daß die Gravitation des Sterns auf der<br />

Oberfläche so stark wird, daß selbst die Lichtteilchen nicht mehr<br />

entkommen können - letztere werden durch die Gravitation wieder<br />

umgelenkt und fallen zurück zur Sternoberfläche.<br />

Newton: Einen Moment, das habe ich gleich. Im Fall der Sonne<br />

erhalte ich für den notwendigen Radius 3 km. Heureka! - auch der<br />

Schwarzschild-Radius der Sonne ist ja 3 km.<br />

Einstein: Das ist kein Zufall, Mr. Newton. Wenn Sie Ihre<br />

Gleichungen genau prüfen, sehen Sie, daß der mathematische Ausdruck<br />

für den kritischen Radius von Michell und den Schwarzschild-Radius<br />

identisch ist - das Resultat hängt nur von Ihrer<br />

Gravitationskonstanten und von der Masse ab. Auf der Basis dieser<br />

einfachen Überlegung kam Michell zu der bemerkenswerten<br />

Idee, daß es im Weltraum Sterne geben könnte, die wegen ihrer<br />

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