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Die verbogene Raum-Zeit

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atur, bei der die typische Energie der Teilchen von der Größenordnung<br />

l eV ist.<br />

Einstein: Das ist die Temperatur, auf die man Materie erhitzen<br />

muß, um die Atome in ihre Bestandteile zu zerlegen, also in die<br />

Kerne und die Elektronen der Atomhülle.<br />

Haller: Da wir beim Urknall von der anderen Seite der <strong>Zeit</strong>skala<br />

kommen, die Temperatur also sinkt, passiert jetzt die Bildung der<br />

Atome aus den herumfliegenden Kernen und Elektronen. Damit ist<br />

jedoch eine qualitativ neue Stufe der Materie im Kosmos erreicht.<br />

Nunmehr besteht die Materie nicht mehr aus elektrisch geladenen<br />

Teilchen, sondern aus elektrisch neutralen Atomen. Das bedeutet,<br />

daß die Photonen nur noch sehr selten mit den anderen Teilchen<br />

der Materie in Wechselwirkung treten, denn Photonen reagieren in<br />

erster Linie mit elektrisch geladenen Objekten. Man bezeichnet<br />

dieses Stadium der kosmischen Entwicklung als das Stadium der<br />

Entkopplung der Photonen. Wie schon zuvor die Neutrinos, entkoppeln<br />

also jetzt die Photonen von der atomaren Materie.<br />

Einstein: Von nun an existiert der See der Photonen im Universum<br />

also unabhängig vom Rest der Welt, wie auch der See der<br />

Neutrinos. Nur die Expansion des Kosmos wirkt auf ihn ein, weil<br />

die Wellenlängen der elektromagnetischen Wellen ebenso wie jede<br />

andere kosmische Distanz gedehnt werden.<br />

Haller: Der See der Photonen, den wir heute im intergalaktischen<br />

<strong>Raum</strong> beobachten, ist ein Fossil aus der Frühzeit des Kosmos,<br />

genauer aus der <strong>Zeit</strong> von einigen 100.000 Jahren nach dem Urknall.<br />

Der Brummton der Strahlung, den Penzias und Wilson als erste<br />

vernahmen, ist das gedehnte Echo des Urknalls. <strong>Die</strong>ses Echo<br />

erfüllt heute das gesamte Universum, nur wird die Energie der<br />

Photonen im Photonensee ständig etwas kleiner. <strong>Die</strong> Strahlung, die<br />

in einem Jahr die Erde erreicht, war ein Jahr länger auf ihrer kosmischen<br />

Reise unterwegs, und entsprechend wird die mittlere<br />

Energie der Photonen etwa um ein Zehnmilliardstel kleiner sein als<br />

im Jahr zuvor. Allerdings ist dieser Effekt der kosmischen<br />

Abkühlung zu klein, um beobachtbar zu sein.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, daß die beobachtete Strahlung sehr homogen und<br />

isotrop erscheint, deutet darauf hin, daß die Verteilung der<br />

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