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Die verbogene Raum-Zeit

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der Metrik. Das ist der Vorteil, wenn man das Konzept des metrischen<br />

Tensors zur Verfügung hat. Man kann alle möglichen Abstände<br />

versuchshalber einführen, und es kommt darauf an, das physikalisch<br />

Interessante zu erkennen.<br />

Haller: <strong>Die</strong> ungewöhnliche Abstandsdefinition führt übrigens zu<br />

einer anderen merkwürdigen Konsequenz der Relativitätstheorie.<br />

Betrachten wir einmal die Weltlinie eines Objekts, das sich bei<br />

x = 0 befindet und auch dort verbleibt. Seine Weltlinie ist identisch<br />

mit der <strong>Zeit</strong>achse. Wir wählen jetzt zwei Ereignisse, die diese<br />

Weltlinie verbindet, zum einen den Nullpunkt, zum anderen das<br />

Ereignis (t, x) = (l s, 0). Der Abstand zwischen beiden Ereignissen<br />

ist nur gegeben durch die <strong>Zeit</strong>differenz, also eine Sekunde, multipliziert<br />

mit der Lichtgeschwindigkeit, etwa 300.000 km. Nun kann<br />

ich auch alle möglichen anderen Wege in der <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong>-Ebene<br />

betrachten, die die beiden Ereignisse miteinander verbinden. Man<br />

sieht jedoch leicht, daß die »Länge« eines jeden anderen Weges<br />

geringer ausfällt als 300.000 km, wenn ich unter Länge jetzt die<br />

Länge entsprechend unserer Festlegung des Abstandes verstehe.<br />

Beispielsweise könnte ich die beiden Ereignisse durch Lichtstrahlen<br />

verbinden - vom ersten Ereignis geht ein Lichtstrahl aus,<br />

erreicht nach einer halben Sekunde einen Punkt, der 150.000 km<br />

entfernt ist, und wird dort reflektiert, so daß er nach einer weiteren<br />

halben Sekunde, also nach insgesamt einer Sekunde, wieder den<br />

Ausgangspunkt erreicht. <strong>Die</strong> »Länge« dieses Weges ist null.<br />

Ganz allgemein bezeichnet man die »Länge« eines Weges zwischen<br />

zwei Ereignissen, geteilt durch die Lichtgeschwindigkeit, als<br />

die Eigenzeit bezüglich des betreffenden Weges. Der Name rührt<br />

daher, daß sie der <strong>Zeit</strong> entspricht, die eine Uhr anzeigt, wenn man<br />

sie entlang der betrachteten Weltlinie auf die Reise schickt. <strong>Die</strong><br />

<strong>Zeit</strong>differenz zwischen Ende und Anfang der Reise ist die entsprechende<br />

Eigenzeit. Je nach gewähltem Weg kann sie jeden Wert<br />

zwischen null und einem maximalen Wert annehmen - d.h. die<br />

Eigenzeit ist eine vom gewählten Weg abhängige Größe.<br />

Wir sehen also, daß die gerade Weltlinie unseres ruhenden<br />

Objekts genau der Linie der größten »Länge« entspricht, also der<br />

längsten Eigenzeit. Wenn ich erreichen will, daß eine Uhr, die sich<br />

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