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Die verbogene Raum-Zeit

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Haller: Da haben Sie recht - die wichtigen Weichen werden ganz<br />

am Anfang gestellt. Wenn wir heute vormittag die ersten<br />

Augenblicke unseres Universums näher betrachten wollen, möchte<br />

ich jedoch darauf aufmerksam machen, daß wir genau zwischen<br />

theoretischer Extrapolation und gesichertem Wissen unterscheiden<br />

müssen.<br />

Einstein: Für meinen Teil ist das selbstverständlich, trotzdem habe<br />

ich nichts dagegen, hin und wieder etwas zu spekulieren. Ohne dies<br />

gibt es keine Fortentwicklung unserer Wissenschaft, selbst wenn<br />

die meisten Spekulationen sich als Unsinn herausstellen - der<br />

Papierkorb ist und bleibt das wichtigste Instrument des<br />

Theoretikers.<br />

Immerhin, wir hörten gestern von Ihnen, daß sich alle<br />

Teilchenwechselwirkungen im Rahmen des Standardmodells der<br />

heutigen Teilchenphysik - welch ein grausiger Name für eine ganz<br />

akzeptable Theorie! - beschreiben lassen. Was mich dabei beeindruckte,<br />

war die Tatsache, daß im Verlauf der Entwicklung der<br />

Physik seit 1930 keine neuen fundamentalen Wechselwirkungen<br />

entdeckt wurden.<br />

Zu meiner <strong>Zeit</strong> gab es die elektromagnetischen, die starken und<br />

die schwachen Kräfte, neben der Gravitation, versteht sich, und<br />

dasselbe gilt auch heute noch. Geändert hat sich jedoch die<br />

Beschreibung der Kräfte, etwa die Beschreibung der starken Kräfte<br />

im Rahmen der Chromodynamik. Mit Hilfe der heutigen Teilchenbeschleuniger<br />

ist man in der Lage, die Struktur der Materie bis zu<br />

einer Energie von etwas über 100 GeV zu beschreiben. <strong>Die</strong>s bedeutet,<br />

daß man die Dynamik der Materie bis zu etwa l0 -16 cm<br />

beschreiben kann, bis zu einem Tausendstel der Ausdehnung eines<br />

Atomkerns.<br />

Nehmen wir einmal an, wir wenden dieses Wissen auf die<br />

Kosmologie an. Bis zu welcher <strong>Zeit</strong> nach der hypothetischen<br />

Urexplosion könnte man dann die kosmologische Entwicklung<br />

zurückverfolgen?<br />

Haller: Wir können genau bis zu jenem <strong>Zeit</strong>punkt zurückgehen, bei<br />

dem die Temperatur des Universums in der Größenordnung von<br />

100 GeV lag. Das ist der Bereich zwischen 10 -8 und 10 -9 Sekunden<br />

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