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Die verbogene Raum-Zeit

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Haller: Das kann man wohl sagen. Wenn man eine physikalische<br />

Definition der Hölle sucht - hier ist sie, im Zentrum eines Schwarzen<br />

Lochs.<br />

Newton: Interessant ist die Tatsache, daß die Natur sich offensichtlich<br />

schämt, ein derartiges Fiasko offen zu zeigen. Aus diesem<br />

Grunde umgibt sie die Singularität mit einem Schleier in Gestalt<br />

des Horizonts. Jeder, der zur Hölle fährt, muß erst durch ihn hindurch,<br />

und dabei verliert er jeglichen Kontakt mit der Außenwelt -<br />

es wird ihm sozusagen die Rückfahrkarte abgenommen. Sobald er<br />

der Singularität ins Auge blickt, ist er verloren, denn es gibt keinen<br />

Weg zurück.<br />

Haller: <strong>Die</strong> Frage stellt sich, ob dieser singuläre Punkt im Zentrum<br />

des Schwarzen Lochs nur eine Eigenschaft der mathematischen<br />

Lösung des Problems ist oder ob hier wirklich eine echte<br />

Singularität in der Natur vorliegt. Man könnte sich ja durchaus<br />

vorstellen, daß beim Fall der Sternmaterie ins Zentrum die<br />

Kugelsymmetrie verletzt wird - ein Teil der Materie braucht nur<br />

nicht genau ins Zentrum zu fallen, sondern etwas daneben. Da<br />

beim Sturz der Materie in das Zentrum sowieso alles drunter und<br />

drüber geht und ein allgemeines Chaos herrscht, ist dies eine reale<br />

Möglichkeit. Schon haben wir ein Problem und können nicht mehr<br />

zeigen, daß tatsächlich eine strenge Singularität vorliegt. Durch<br />

das chaotische Verhalten beim Sturz ins Zentrum wird die<br />

Singularität aufgeweicht.<br />

Sicher ist man aber nicht, ob dies wirklich passieren kann. Es<br />

könnte nämlich sogar sein, daß die Dynamik der Gravitation,<br />

beschrieben durch die Einsteinschen Gleichungen, ein solches<br />

Aufweichen sogar verhindert, indem sie den Kollaps in den<br />

Mittelpunkt stabilisiert, also kleine Verletzungen der Kugelsymmetrie<br />

dämpft und letztendlich ganz ausbügelt.<br />

Singularitäten in der <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> sind im Rahmen der Einsteinschen<br />

Theorie durchaus nichts Ungewöhnliches. Gegen Ende der<br />

sechziger Jahre zeigten zwei englische mathematische Physiker,<br />

Stephen Hawking und Roger Penrose, daß die Dynamik der <strong>Raum</strong>-<br />

<strong>Zeit</strong>, beschrieben durch die Einsteinschen Gleichungen, immer zu<br />

Singularitäten führt, sofern es in der betrachteten <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

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