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Die verbogene Raum-Zeit

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Was die genaue Größe der Temperatur anbelangt, so ist es nicht<br />

möglich, diese a priori zu berechnen, denn sie hängt unter anderem<br />

auch von der Dichte der normalen Materie ab. Es ist sinnvoll, die<br />

Anzahl der Photonen pro Volumeneinheit mit der entsprechenden<br />

Anzahl von Kernteilchen zu vergleichen. Im Mittel findet man, daß<br />

das Verhältnis der Anzahl der Photonen pro Kubikzentimeter und<br />

der Anzahl der Kernteilchen pro Kubikzentimeter in unserem<br />

Universum eine Zahl von der Größenordnung 10 10 ist, also zehn<br />

Milliarden. Auf zehn Milliarden Photonen kommt nur ein Nukleon.<br />

Einstein: Wenn am Anfang das Universum sehr heiß gewesen ist,<br />

dann gab es also eine <strong>Zeit</strong>, in der die Materie ein heißer Brei von<br />

Kernteilchen, also von Protonen und Neutronen war, der sich dann<br />

schnell abkühlte. Ich nehme an, daß die Anzahl der Neutronen und<br />

Protonen am Anfang gleich gewesen ist, da die Kernkräfte zwischen<br />

diesen beiden Teilchen keine Unterschiede machen. Würde<br />

man deshalb nicht erwarten, daß heute im Universum ebensoviele<br />

Neutronen, gebunden in den Atomkernen, wie Protonen vorkommen?<br />

Haller: Nein, aber Sie sind auf einer richtigen Fährte. Kurz nach<br />

dem Urknall war die Anzahl der Protonen und Neutronen wegen<br />

der herrschenden Symmetrie gleich. Wenn sich der Proton-<br />

Neutron-Brei abkühlt, verändert sich jedoch das Verhältnis von<br />

Protonen zu Neutronen, denn die Masse eines Neutrons ist etwas<br />

größer als die Masse des Protons, und zwar genau dann, wenn die<br />

Temperatur des Kosmos, ausgedrückt in Einheiten der Energie,<br />

vergleichbar mit der Massendifferenz ist, ebenfalls ausgedrückt in<br />

Energieeinheiten.<br />

<strong>Die</strong>s hat zur Folge, daß sich durch Prozesse, die ganz analog<br />

dem radioaktiven Zerfall des Neutrons sind, Neutronen in Protonen<br />

verwandeln, während die umgekehrte Reaktion nicht mehr stattfinden<br />

kann, weil das Proton eine geringere Masse als das Neutron<br />

besitzt. Etwa drei Minuten nach dem Urknall, wenn die Temperatur<br />

unter etwa 900 Millionen Grad gesunken ist, besteht der Nukleonenbrei<br />

letztlich aus nur 13 % Neutronen und 87 % Protonen.<br />

Wenn sich der Kosmos weiter abkühlt, kommt es zur ersten<br />

Bildung von Atomkernen. Nach kurzer <strong>Zeit</strong> findet man deshalb<br />

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