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Die verbogene Raum-Zeit

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Nach kurzer Pause sagte Einstein: »Meine Herren, ich denke,<br />

jetzt haben wir die Grenze der heutigen Forschung und damit das<br />

Ende unseres kosmischen Märchens erreicht. Wieviel davon<br />

Realität und wieviel Phantasie war, wird sich irgendwann in der<br />

Zukunft herausstellen. Eines aber möchte ich abschließend betonen:<br />

In der kosmischen Entwicklung seit dem Urknall offenbart sich<br />

ein faszinierendes Wechselspiel zwischen <strong>Raum</strong>, <strong>Zeit</strong> und Materie.<br />

Was wir heute im Kosmos vorfinden, ist der ausgefrorene Rest<br />

einer sehr heißen Phase kurz nach dem Urknall, in der die Materie<br />

in Form eines sehr heißen Gases von Elementarteilchen vorlag, das<br />

keine Spur von Permanenz und Struktur hatte und in der eine ständige<br />

Folge von Erzeugung und Vernichtung an der Tagesordnung<br />

war.<br />

Durch das Erkalten dieses Plasmas bildeten sich Strukturen. <strong>Die</strong><br />

Buntheit und die Vielfalt der heutigen Welt ist damit eine Folge<br />

dieses Zusammenspiels von Symmetrie und Symmetriebrechung,<br />

aber auch die Folge eines äußerst präzisen und bis heute längst<br />

nicht verstandenen Zusammenspiels der Naturgesetze.<br />

Es ist diese Harmonie der Naturgesetze, auf die ich Ihr Augenmerk<br />

lenken möchte. Ein sehr geordnetes und aufeinander abgestimmtes<br />

Zusammenspiel war nötig, um das Universum hervorzubringen,<br />

von dem wir ein Teil sind. Man hat den Eindruck, als habe<br />

das Universum von Anfang an gewußt, daß es dereinst Wesen wie<br />

uns geben wird, die in der Lage sind, den Geheimnissen der<br />

Genesis auf die Spur zu kommen.<br />

Ich wurde einmal gefragt, ob ich an einen Schöpfer des Universums<br />

glaube. Meine Antwort möchte ich hier sinngemäß wiederholen:<br />

Ich glaube, daß sich wahre Religiosität in der Anerkennung<br />

der Harmonie des Seienden offenbart. Das Wissen, daß das<br />

Unerforschliche wirklich existiert und daß es sich als höchste<br />

Wahrheit und strahlende Schönheit offenbart, von denen wir nur<br />

eine dumpfe Ahnung haben können - dieses Wissen und diese<br />

Ahnung sind der Kern aller wahren Religiosität.«<br />

Am nächsten Morgen saßen die drei Kollegen lange beim Frühstück<br />

im Athenaeum. Danach trennten sich ihre Wege. Haller und<br />

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