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Die verbogene Raum-Zeit

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ser <strong>Zeit</strong> fällt der Lichtstrahl um eine Distanz von einem halben<br />

Millimeter - keine große Strecke fürwahr, aber immerhin eine vorstellbare<br />

Größe. Wenn wir das Experiment auf einem fernen Himmelskörper<br />

durchführen würden, auf dem die Gravitation 1.000mal<br />

stärker ist, dann wäre diese Distanz schon ein halber Meter, also<br />

leicht meßbar.<br />

Im Jahre 1911 habe ich, ausgehend von der oben diskutierten<br />

Fragestellung, die Ablenkung berechnet, die das Licht eines Sterns<br />

erfährt, wenn es am Sonnenrand vorbeistreift und anschließend auf<br />

der Erde beobachtet wird. Es handelt sich um 0,84 Bogensekunden<br />

- zugegeben ein kleiner Wert, der aber durchaus meßbar erschien,<br />

natürlich nur bei einer totalen Sonnenfinsternis. Jedenfalls<br />

schrieb ich diesbezüglich auch einen Brief an den Astronomen<br />

George Hale, den Direktor des Mount-Wilson-Observatoriums in<br />

Pasadena, ohne allerdings je eine Antwort zu bekommen.<br />

Haller: Übrigens habe ich hier ein Zitat aus Ihrer Arbeit in den<br />

»Annalen der Physik« aus dem Jahre 1911, die mit den Worten<br />

endet: »Es wäre dringend zu wünschen, daß sich Astronomen der<br />

hier aufgerollten Frage annähmen, auch wenn die im vorigen gegebenen<br />

Überlegungen ungenügend fundiert oder gar abenteuerlich<br />

erscheinen sollten. Denn abgesehen von jeder Theorie muß man<br />

sich fragen, ob mit den heutigen Mitteln ein Einfluß der Gravitationsfelder<br />

auf die Ausbreitung des Lichtes sich konstatieren läßt.«<br />

<strong>Die</strong>se Worte sind aus heutiger Sicht geradezu programmatisch, da<br />

sie am Beginn einer jahrzehntelangen experimentellen Forschung<br />

auf dem Gebiet der Allgemeinen Relativitätstheorie stehen, wenn<br />

Sie auch noch etwas unsicher in der Voraussage waren.<br />

Einstein: Gott sei Dank war ich da etwas unpräzise, denn vier Jahre<br />

später wußte ich es besser. Ich hatte einen konzeptionellen Fehler<br />

gemacht, denn der tatsächliche Wert war um einen Faktor zwei<br />

größer, also etwa 1,7 Bogensekunden. Warum sich diese Diskrepanz<br />

ergab, ist ganz interessant, und ich denke, daß wir später noch<br />

darauf zurückkommen werden. Sie hat jedoch nichts mit unseren<br />

obigen prinzipiellen Überlegungen zu tun - diese behalten ihre<br />

Gültigkeit. <strong>Die</strong> anschließende Geschichte bis zur experimentellen<br />

Bestimmung der Ablenkung ist recht dramatisch.<br />

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