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Die verbogene Raum-Zeit

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Haller: Entschuldigen Sie, wenn ich Sie hier unterbreche. Vor einiger<br />

<strong>Zeit</strong> habe ich die Angelegenheit im Detail studiert. Ich schlage<br />

deshalb vor, ich gebe hier einen kurzen Bericht.<br />

Einstein: Schießen Sie los, Haller, zumal ich gestehen muß, daß ich<br />

mich sowieso nicht mehr so genau erinnern würde.<br />

Haller: <strong>Die</strong> ersten Vorbereitungen zur Messung der Lichtablenkung<br />

begannen um 1913, im Hinblick auf die Sonnenfinsternis, die im<br />

Jahre 1914 stattfinden sollte, genauer am 21. August. Doch hieraus<br />

wurde wegen des beginnenden Krieges nichts. Englische Astronomen<br />

wiesen im Jahre 1917 daraufhin, daß die für den 29. Mai 1919<br />

zu erwartende Sonnenfinsternis für die Beobachtung einer Lichtablenkung<br />

besonders günstig sein würde, da dann die Sonne vor<br />

der Gruppe der Hyaden im Sternbild des Stiers stünde, einer<br />

Himmelsregion, die sehr dicht mit hellen Sternen besetzt ist.<br />

Allerdings lag der Streifen der totalen Verfinsterung etwas unterhalb<br />

des Erdäquators, und es bedurfte aufwendiger Expeditionen,<br />

um die Messungen vorzunehmen. Der Leiter einer der beiden Forschergruppen,<br />

die vom Greenwich Observatory, dem königlichen<br />

Observatorium, organisiert wurden, war Professor Arthur S. Eddington<br />

aus Cambridge, ein starker Fürsprecher der Allgemeinen<br />

Relativitätstheorie. Er wählte die kleine Vulkaninsel Príncipe im<br />

Golf von Guinea in Westafrika als Beobachtungsort, die andere<br />

Expedition führte nach Sobral im nordwestlichen Brasilien.<br />

Nach monatelanger Auswertung der Messungen wurde der<br />

tatsächliche Wert der Lichtablenkung erst im Herbst 1919 ermittelt.<br />

Am 6. November wurde er auf einer gemeinsamen Tagung der<br />

Londoner Royal Society und der Royal Astronomical Society<br />

bekanntgegeben. Innerhalb der Fehlergrenzen wurde die Vorhersage<br />

Einsteins bestätigt. Der Präsident der Royal Society, der<br />

Physiker Joseph John Thomson, schloß seine Rede mit den Worten:<br />

»Es handelt sich nicht um die Entdeckung einer einsamen Insel,<br />

sondern um die eines ganzen Kontinents wissenschaftlicher<br />

Gedanken. <strong>Die</strong>s ist das wichtigste Ergebnis im Zusammenhang mit<br />

der Gravitation seit Newtons Tagen, und es ist nur schicklich, daß<br />

es bei einer Sitzung dieser Gesellschaft bekanntgegeben wird, die<br />

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