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Die verbogene Raum-Zeit

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Feldgleichungen der Gravitation entwickelte. Jetzt ist der<br />

<strong>Zeit</strong>punkt gekommen, um zum eigentlichen Kern der Allgemeinen<br />

Relativitätstheorie vorzustoßen, den Gleichungen, die das dynamische<br />

Wechselspiel zwischen <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> und Materie beschreiben.<br />

<strong>Die</strong> Eigenschaft der Trägheit der Materie, also die Eigenschaft,<br />

im jeweiligen Zustand der Bewegung zu verweilen und Änderungen<br />

nur widerwillig unter Beteiligung von Kräften zuzulassen, ist<br />

der Stempel, den die Geometrie der <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> der Materie aufdrückt.<br />

Schon kurz nach Aufstellung der Speziellen Relativitätstheorie<br />

war mir intuitiv klar, daß die Geschichte damit nicht zu Ende sein<br />

kann - irgendwie muß die Materie auch die Möglichkeit der<br />

Revanche haben, also auf die <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> aktiv einzuwirken, so daß<br />

man letztlich von einer echten Wechselwirkung zwischen Geometrie<br />

und Materie sprechen kann. Mit anderen Worten: <strong>Die</strong><br />

Materie krümmt die <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong>, aber die <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> legt durch die<br />

Trägheit die Marschrichtung der Materie fest - beide bedingen sich<br />

gegenseitig. Ich stellte mir also die Frage, wie eine solche<br />

Beziehung zwischen Materie und Geometrie aussehen könnte. Ich<br />

nahm an, daß sie möglichst einfach sein sollte, aber immerhin<br />

komplex genug, um die Vielfalt der Gravitationserscheinungen<br />

überhaupt erfassen zu können.<br />

Zum anderen sollte sie lokal sein, so daß die Eigenschaften der<br />

Materie an einem Ereignispunkt der <strong>Raum</strong>-<strong>Zeit</strong> die geometrischen<br />

Eigenschaften an diesem Punkt, insbesondere die Krümmungseigenschaften,<br />

beschreiben sollten, ganz analog zur Situation in der<br />

Mechanik. Bei einem fahrenden Auto ist es ja auch die am jeweiligen<br />

Ort und zur jeweiligen <strong>Zeit</strong> wirkende Kraft, die die Beschleunigung<br />

bestimmt - die Kraft wirkt also lokal. Nicht zuletzt sollte<br />

aus den Gleichungen zumindest als Grenzfall das Newtonsche<br />

Gesetz der Gravitation automatisch herauskommen.<br />

Im Rückblick hört sich das alles einfach an, aber die Anzahl der<br />

Irrwege, die ich zwischen 1911 und 1915 einschlug, um die richtigen<br />

Gleichungen zu finden, war groß, wie ich zu meiner Schande<br />

gestehen muß. Das Haupthindernis waren meine ungenügenden<br />

Kenntnisse auf dem Gebiet der nichteuklidischen Geometrie. Wie<br />

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