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Edition Rechtsextremismus

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Trends und Ursachen des <strong>Rechtsextremismus</strong> in Ostdeutschland<br />

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Ideologeme miteinander, die im Diskurs traditionell als „typisch links“ oder „typisch<br />

rechts(-extrem)“ gelten.<br />

Diese Inkonsistenz macht es auch plausibel, dass sich nur eine kleine Minderheit<br />

der Befragten als rechtsextrem bezeichnet, wenn man sie zu einer Selbstpositionierung<br />

im politischen Spektrum auffordert. Die große Mehrheit derer, die aufgrund<br />

ihres Antwortverhaltens als rechtsextrem einzustufen sind, nämlich zwischen drei<br />

Viertel und vier Fünftel der rechtsextremen Befragten, verortet sich selbst in der<br />

politischen Mitte oder links der Mitte. In einigen Befragungswellen des T HÜRIN-<br />

GEN-MONITORs verorteten sich sogar mehr Rechtsextreme selbst im linken Flügel<br />

des politischen Spektrums (einschließlich sehr weit links) als im rechten Flügel<br />

(einschließlich sehr weit rechts). Es kann angezweifelt werden, dass solche widersprüchlichen<br />

Selbstattributionen aus vorsätzlichen Falschpositionierungen resultieren.<br />

Denn Personen, die sich selbst als rechts oder rechtsextrem einordnen und<br />

die in der Befragung – tabubesetzte – rassistische oder neonazistische Positionen<br />

offen vertreten, werden kaum wegen sozialer Erwünschtheit davor zurückscheuen,<br />

sich selbst auch als rechts oder rechtsextrem zu bezeichnen. Vielmehr kann davon<br />

ausgegangen werden, dass die Mehrheit der rechtsextrem Eingestellten sich selbst<br />

als authentische Anhänger der politischen Mitte oder der politischen Linken auffasst,<br />

weil in der Vorstellungswelt dieser Befragten heterophobe und autoritäre<br />

Ideologeme mit egalitären Positionen verknüpft sind und sie das Gefühl haben,<br />

einem Mainstream anzugehören.<br />

Diese Annahme bestätigt sich auch in einer Faktorenanalyse der zehn Indikatoren<br />

der <strong>Rechtsextremismus</strong>skala. Wie bereits erwähnt wurde, konnten dabei<br />

zwei Faktoren identi ziert werden: „Neo-Nationalsozialismus“ und „Ethnozentrismus“.<br />

Der Faktor „Neo-Nationalsozialismus“ umfasst die Indikatoren des Sozialdarwinismus,<br />

des (deutschnationalen) Chauvinismus, der Verharmlosung des<br />

Nationalsozialismus, des Rassismus und teilweise auch des Antisemitismus. Der<br />

Faktor „Ethnozentrismus“ umfasst hingegen Items, die sich auf die vermeintliche<br />

Überfremdung Deutschlands durch massenhafte Zuwanderung, auf den vermeintlichen<br />

Missbrauch des Wohlfahrtsstaates durch Ausländer und auf die energische<br />

Durchsetzung deutscher Interessen beziehen. Wenn die Items der DDR-Nostalgie<br />

sowie der „Rückkehr zur sozialistischen Ordnung“ in die Faktorenanalyse einbezogen<br />

werden, laden diese Variablen auf dem Faktor „Neo-Nationalsozialismus“.<br />

DDR-Nostalgie und Sozialismusafnität können demnach als Indikatoren für neonationalsozialistische<br />

Einstellungen gelten.<br />

In der Zusammenfassung dieser Befunde ist zunächst festzuhalten, dass der<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> und insbesondere dessen neo-nationalsozialistische Ausprägung<br />

eine signikante „linke“ Komponente besitzen, wenn man die DDR und ihre<br />

„sozialistische Ordnung“ als ein linkes Projekt betrachtet. Hinzu kommt die Tat-

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