05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

45<br />

Studien wurden Unterschiede gefunden; allerdings waren in sieben Studien nur<br />

Unterschiede bezüglich einzelner Items oder einzelner Subskalen erkennbar. Zwei<br />

weitere Studien, in denen generelle Unterschiede berichtet werden, fanden zwar signikante,<br />

aber nur relativ geringe Differenzen. In den drei verbleibenden Studien<br />

werden zwar relativ große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen berichtet<br />

(Dalbert, 1993; Schoebel, 1997; Lederer, 2000). Die Untersuchungen stützten<br />

sich aber entweder auf relativ kleine Stichproben (Dalbert, 1993) oder auf eine<br />

nur geringe Anzahl von Items (Schoebel, 1997). Und auch Gerda Lederers (2000)<br />

Befunde sind mit Vorsicht zu genießen, da die Daten mit einem Jahr Verzögerung<br />

zwischen Ost und West erhoben wurden. Stellmacher, Petzel und Sommer (2002,<br />

S. 99) konstatieren deshalb, dass eine generell unterschiedliche Autoritarismusneigung<br />

zwischen ost- und westdeutschen Personen nur selten festgestellt wurde.<br />

Unabhängig von vermeintlichen oder tatsächlichen Ost-West-Unterschieden in<br />

den autoritären Überzeugungen dürfte das Autoritarismuskonzept durchaus einen<br />

hohen Erklärungswert besitzen. Seipel et al. (1995) zeigen z. B. mittels Strukturgleichungsmodellierung<br />

(N = 200), dass Gefühle starker politischer Machtlosigkeit<br />

gepaart mit ausgeprägtem Autoritarismus die Bereitschaft erhöhen, rechtspopulistische<br />

Parteien zu wählen. Funke et al. (1999) belegen den engen Zusammenhang<br />

zwischen den Facetten einer Ideologie der Ungleichwertigkeit (im Sinne der von<br />

Heitmeyer und Kollegen vorgelegten <strong>Rechtsextremismus</strong>-Denition, s. o.) und autoritären<br />

Einstellungen. Auch Hopf (1993) kann auf der Grundlage qualitativer<br />

Interviews nachweisen, dass es deutliche Zusammenhänge zwischen autoritären<br />

Dispositionen und rechtsextremen Orientierungen zu geben scheint.<br />

2.1.5 Zwischenfazit<br />

Die vor mehr als zehn Jahren von Friedhelm Neidhardt in einer Sammelrezension<br />

einschlägiger wissenschaftlicher Beiträge zum Forschungsfeld <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

(u. a. Boehnke, Fuß & Hagan, 2002; Funke, 2002; Neumann, 2001; Neumann<br />

& Frindte, 2002; Wahl, 2002; Würtz, 2000) getroffenen Feststellungen dürften<br />

den damaligen Status des Forschungsfeldes <strong>Rechtsextremismus</strong> für den Zeitraum<br />

von 1990 bis 1999/2000 auch insgesamt gut beschreiben. In seinem Fazit stellt<br />

Neidhardt (2002) u. a. fest, a) die von Heitmeyer (1992) vorgelegte De nition von<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> bestimme in beachtlichen Teilen die konzeptionelle Ausrichtung<br />

des Forschungsfeldes (Neidhardt, 2002, S. 781), biete aber b) einen Ausgangspunkt,<br />

um auch nach den „individuellen Bedingungen von <strong>Rechtsextremismus</strong>“<br />

(Neidhardt, 2002, S. 783) zu fahnden; c) trotzdem existiere im Forschungsfeld<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> ein „De zit an Theorie“ und ein „narrativer Überschuss mit

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!