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Edition Rechtsextremismus

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Wenn abstrakte Items auf die Wirklichkeit der Stammtische treffen<br />

451<br />

• Die Gruppe der „besorgten Bürger“, die darauf drängt, dass „etwas unternommen<br />

wird“;<br />

• die Gruppe der „Gleichgültigen“, die keinen Problemdruck verspürt bzw. diesen<br />

negiert;<br />

• die Gruppe der „Relativierer“, die sich in erster Linie Sorge um das Image der<br />

Gemeinde macht und daher eher auf starke Positionierungen gegen den lokalen<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> verzichten möchte;<br />

• die Gruppe der (stillen) „Sympathisanten“, welche die Positionen der lokalen<br />

Rechtsextremisten mehr oder weniger teilt und gleichzeitig darauf bedacht ist,<br />

kein unnötiges Aufsehen zu produzieren.<br />

In dieser vierten idealtypischen Gruppe nden sich vor allem die lokalen Träger<br />

von Vorurteilen gegenüber gesellschaftlich schwachen Gruppen. In dieser Gemengelage<br />

ist es nun von entscheidender Bedeutung, welche Problemsicht die politisch<br />

und zivilgesellschaftlich kommunal verantwortlichen Akteure einnehmen. Wirkt<br />

sich die Frage der drohenden Rufschädigung des Standortes derart aus, dass eher<br />

die Positionen der Relativierer und (stillen) Sympathisanten geteilt werden, dann<br />

agieren Bürgermeister in der Regel eher passiv und problemverharmlosend; „bestenfalls“<br />

delegiert man die Problemlösung an die Verantwortlichen in der Jugendarbeit,<br />

so wie es zunächst in diesem Fallbeispiel auch geschehen ist. Der lokale<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> ist dann kein Problem mehr für die politische Kommune und<br />

soziale Gemeinschaft des Ortes, sondern wird zu einem reinen Jugendproblem.<br />

B Rechtsextrem orientierte Jugendliche fühlen sich im ländlichen Raum<br />

oftmals durch ihr Erwachsenenumfeld bestätigt.<br />

Bezogen auf einen drohenden Imageverlust erscheint es zunächst durchaus plausibel,<br />

das Problem des lokalen <strong>Rechtsextremismus</strong> zu verharmlosen und ggf. zu<br />

externalisieren, ihn nicht als einen Teil der lokalen Gesellschaft und in ihr entstanden<br />

zu verstehen. Eine solche Verdrängungsstrategie stößt dann an Grenzen, wenn<br />

(wie in dem o. g. Fallbeispiel) die rechtsextrem orientierten Jugendlichen in der<br />

besagten Gemeinde groß geworden und bekannt sind. Das Phänomen der rechten<br />

Jugendcliquen ist vor allem ein Phänomen des ländlichen Raums (vgl. Hafeneger<br />

& Becker, 2007) und oftmals werden Jugendliche in einem Erwachsenenumfeld<br />

und einer mentalen Kultur sozialisiert, die in (großen) Teilen spezi sche Vorurteilskulturen<br />

und Ressentiments ausgeprägt hat. Schlimmstenfalls nden die<br />

Jugendlichen darin eine Legitimation für ihr Handeln, sie agieren mit dem Gefühl,<br />

eine „schweigende Mehrheit“ zu repräsentieren, meinen das in die Tat umzusetzen,<br />

was sie an Stammtischen oder in Vereinsheimen hören. Eine Beratung von<br />

Kommunen setzt daher einerseits mit der Frage nach den Rahmenbedingungen

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