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Edition Rechtsextremismus

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Sekundäre Viktimisierung durch die Polizei?<br />

501<br />

gegangen werden konnte, dass alle Items des Fragebogens richtig verstanden werden<br />

könnten, unterblieb von vornherein eine Kontaktaufnahme. Somit fand eine<br />

Vielzahl von Fällen insbesondere mit rassistischen Tatmotiven keinen Eingang in<br />

die Befragung, weil die zur Befragung notwendige professionelle Übersetzung des<br />

Fragebogens in verschiedene Sprachen und das Hinzuziehen von Dolmetschern<br />

und Dolmetscherinnen bzw. fremdsprachigen Interviewenden das enge Budget<br />

des Projektes weit überstiegen hätte. Insbesondere rassistisch-diskriminierte Menschen<br />

kommen daher hier gewissermaßen „zu kurz“, obwohl ihre Erfahrungen<br />

und Wahrnehmungen aus verschiedenen Gründen besonders aufschlussreich erscheinen.<br />

Insofern handelt es sich hier explizit nicht um eine repräsentative Stichprobe<br />

der von ezra in den letzten Jahren beratenen Menschen. Es besteht weiterer<br />

Forschungsbedarf.<br />

Zudem hat auch die Gültigkeit der Aussagen der Befragten ihre Grenzen. Insgesamt<br />

werden zwar Ergebnisse von Opferbefragungen für zuverlässiger gehalten<br />

als die von Täterbefragungen. Sie sind dennoch nicht frei von (systematischen)<br />

Verzerrungen: „Da die erfahrene Viktimisierung ein belastendes Erlebnis ist,<br />

dürfte eine Tendenz bestehen, die gesamte Tat oder doch einige ihrer Begleitumstände,<br />

zu verdrängen oder zu beschönigen“ (Kie & Lamnek, 1986, S. 39). Die<br />

Gültigkeit von Opferbefragungen ist vor allem deshalb eingeschränkt, da Vergangenes<br />

erfragt wird und der oder die Interviewte die Fragen als bedrohlich emp-<br />

nden kann. Aufgrund der besonderen Situation und Belastungen der Befragten<br />

kann es zu systematischen Verzerrungen der Erinnerungen an die Tatsituation<br />

kommen. Auch Rationalisierungen, Schuldzuweisungen und Entschuldigungsbestrebungen<br />

spielen eine Rolle und beein ussen die Objektivität der erhobenen<br />

Daten.<br />

Dennoch haben wir uns bei der Gestaltung des Fragebogens für sehr harte<br />

Items entschieden, also für solche Aussagen, die sehr eindeutig und von den Befragten<br />

leicht zu verstehen sind. Die Tendenz zur Beschönigung wie die Härte der<br />

Aussagen, die ein hohes Maß an Zustimmung bei den Befragten benötigen, sind<br />

bei der Interpretation der Daten zu beachten, denn sie führen insgesamt eher zu<br />

einer Unterschätzung der Problemlage.<br />

6 Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Studie konnte die anfangs gestellten Fragen mit empirischen Antworten<br />

versehen. Deutlich wird aber auch der hohe Bedarf, diesen Bereich künftig<br />

weiter zu erforschen. Mit der Untersuchung werden erste, empirisch untersetzte<br />

Befunde vorgelegt für a) ein besseres Verständnis der Situation von Betroffenen

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